Buchbesprechung/Rezension:

Schlink, Bernhard : Das Wochenende

verfasst am 01.03.2009 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Schlink, Bernhard
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[Gesamt: 5 Durchschnitt: 3]

schlink-das-wochenendeJörg, Terrorist und aktiver Sympathisant der RAF, wird nach über 20 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Er hat mehrere Morde begangen und wird vom Bundespräsidenten begnadigt (man könnte eine Ähnlichkeit mit der Aktualität – Christian Klar – in die Geschichte hinein interpretieren). Jörgs Schwester Christiane hat sein erstes Wochenende in Freiheit organisiert und verplant. Zu diesem Zweck bringt sie ihren Bruder in ein Haus, dass in der ehemaligen DDR liegt, und das sie gemeinsam mit ihrer Freundin bewohnt. Christiane hat ein paar Freunde eingeladen, um den Ex-Häftling in der Freiheit willkommen zu heißen. Sie hat sich für die Dauer der Haft – immerhin 24 Jahre lang – um den Inhaftierten intensiv gekümmert.

In diesen drei Tagen des Zusammenseins wird ein Teil der deutschen Geschichte rekapituliert. Wie hat der revolutionäre Kampf und die Haft Menschen verändert, wer hat davon profitiert und wer hat sich dadurch profiliert?

Wie hat die RAF die Lebensträume der Nachfolgegeneration geprägt, was ist vom Widerstand gegen das System und ihrem Scheitern für die nächste Generation übrig geblieben?

Alle geladenen Freunde haben auch „damals“ auf ihre Weise mit der Revolution sympathisiert und heute im bürgerlichen Leben ihren Platz gefunden. Ihr Umgang miteinander, dieses gemeinsame Wochenende, beschreibt auch ihre einsamen, inneren Reflexionen und die geheime Schuld, die alle mit sich herumtragen.
Es geht auch um die Frage, wer den Terroristen Jörg damals an die Polizei verraten hat…

Aufgrund des Filmes „Baader Meinhof Komplex“ ein sehr aktuelles Buch. Meines Erachtens war die Durchsetzung des Kampfes gegen das System extrem grausam. Trotzdem ist so mancher Satz aus dem Film in meinem Gedächtnis abgespeichert, so ähnlich hat einer geklungen: „ wir werden nur zum Fressen und Konsumieren erzogen, aber nicht um zu denken und um seine Meinung zu vertreten.“ Im Buch versucht Bernhard Schlink den Begriff der Versöhnung zu beschreiben, klingt jedoch sehr nach Klischee, wer sollte sich mit wem versöhnen?

Bei all dem gegenwärtigen Frust über Politik, Wirtschaftskrise und meines Erachtens völlig verblödeter Finanzspritzen für völlig inkompetente Bankiers und bescheuerten Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit sollte trotzdem oberste Prämisse sein: Ideen lassen sich nie mit Gewalt durchsetzen. Gewalt erzeugt immer auch wieder Gewalt.




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