Buchbesprechung/Rezension:

Marschner, Rosemarie: Das Jagdhaus

verfasst am 05.08.2009 | 1 Kommentar

Autorin/Autor: Marschner, Rosemarie
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[Gesamt: 2 Durchschnitt: 5]

Linz im Jahre 1939. Antonia Bellago ist mit Ferdinand, einem Rechtsanwalt, verheirat. Sie wird zum zweiten Mal Mutter einer Tochter, Elisabeth soll sie heißen. Die Taufe soll eine schöne Familienfeier werden. Der Pfarrer beginnt die Zeremonie mit „Das Kind ist so alt wie der Krieg“. An diesem Fest gibt dann Antonias Vater, Johann Bethany, einen Entschluss bekannt.  Er will mit seiner Frau nach Italien emigrieren. Als Hochschullehrer in Wien fühlt er sich von den neuen Machthabern bedroht. Er kann seine eigene Meinung – eine demokratische und humanistische – nicht hintanhalten, übt Kritik an der herrschenden nationalsozialistischen Politik und bringe dadurch die Familie in Schwierigkeiten. Antonia ist entsetzt. Auch Peter Bethany, der jüngere Sohn, denn dieser will auf keinen Fall mit ausreisen. So wird er im Hause Bellago aufgenommen, in der Annahme, es handle sich nur um eine kurze Zeit.

Im bürgerlichen Haus Bellago hält man sich dagegen aus der Politik heraus. Die Nazis widern zwar die Familie an. Die Familie spielte viele Jahre eine führende Rolle im Linzer Gesellschaftsleben. Aus diesem ziehen sie sich immer mehr zurück in der Hoffnung, dass Diese Extrempolitik bald wieder gemäßigter ablaufen würde und man wieder an an das frühere Leben anschließen kann.

So durchlebt Antonia mit ihrer Familie den zweiten Weltkrieg. Ihr Mann wird in den Krieg eingezogen. Vorerst ist unklar, wo er sich befindet, ob er an die Front muss oder eventuell in der Verwaltung tätig sein wird. Das Bangen hat ein ende, als Antonia einen Brief ihres Mannes bekommt. Aufgrund seines Berufes und seiner Französischkenntnisse wird er in Paris in der Verwaltung eingesetzt.

Antonia ist immer noch zornig, weil ihre Eltern die Flucht angetreten haben, sie fühlt sich irgendwie einsam und im Stich gelassen. Sie nimmt sich besonders um ihren Bruder Peter an. Dieser gewöhnt sich auch langsam in die neue Familie ein. Antonia hört verbotene Radiosender, fast wäre sie bei einer Razzia aufgeflogen. Aufgrund der Radiosendungen ist sie immer auf Stand der aktuellen Ereignisse. Gleichzeitig entsetzt, denn die Nazis melden immer neue Eroberungen, die verbotenen Sender dagegen Aufklärung über die unausweichliche Lage und den bevorstehenden Angriffen der Alliierten. Aufgrund anstehender Bombardements auf Linz, zur Befreiung des Naziregimes, fährt Antonia mit ihrer Tochter auf Anraten ihres Schwiegervaters Richtung Wels in das familieneigene Jagdhaus. Dort begegnet sie zum ersten Mal Marie Zweisam und erfährt, dass Marie eine Tochter ihres Mannes Ferdinand ist, entstanden aus einer Jugendliebe, in der eine Heirat – Bauernstand und Bürgerliche, wäre undenkbar gewesen.

Die Autorin beschreibt die Geschichte zwischen 1939 und 1945 anhand ihrer Hauptfiguren. Politische Vorgänge und Entscheidungen sind immer gekoppelt mit kritischen Reflexionen der Hauptfiguren. Sie versteht es meisterhaft, geschichtliche Daten und Fakten, die Gefühle der Menschen, das Hin- und Hergerissensein in dieser Zeit der braunen Machthaber, zu verknüpfen. Sehr zu empfehlen!




Ein Kommentar

  • Christine Hager sagt:

    Ich habe Bücherzimmer und Jagdhaus rasch hintereinander gelesen und damit Sternstunden verbracht. Eine zutiefst berührende Geschichte, ein treffendes Zeitgemälde, eine wunder-bare Sprache.
    Danke, Rosemarie Marschner!
    Ich habe die Bücher auch schon mehr-mals verschenkt, möchte diese Freude nicht nur für mich allein haben.

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