Buchbesprechung/Rezension:

Malla Nunn: Ein schöner Ort zu sterben

verfasst am 04.01.2010 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Nunn, Malla
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[Gesamt: 2 Durchschnitt: 5]

Ein schöner Ort zu sterben: das ist ein Fluß an der Grenze zwischen Südafrika und Mozambik. Die Zeit zu sterben ist das Jahr 1952: 7 Jahre sind seit dem Ende des Naziregimes vergangen und das menschenverachtende Apartheit-Regime in Südafrika schickt sich gerade an, die Welt in Herren- und in Untermenschen einzuteilen.

Buren, Engländer und Juden, Inder, Farbige und Schwarze – Vorurteile und Unterdrückung stehen auf der Tagesordnung und die Rassen-Trennungsgesetze als Erbschaft der Nürnberger Gesetze sorgen dafür, dass selbst der kleinste zwischenmenschliche Kontakt untereinander zu Strafe und Ächtung führen kann.

1948 war die burische Nationalisten-Partei an die Macht gekommen, die schon während des Krieges mit den Nationalsozialisten sympathisiert hatte. Die bis dahin noch locker gehandhabte Rassentrennung wurde von nun an strikt in allen Bereichen des Lebens umgesetzt. (Apartheit – Artikel auf Wikipedia)

Detective Emmanuel Cooper ist Engländer, der mit sich noch die ganze Last seines Einsatzes im 2. Weltkrieg mitschleppt. Dabei schwankt er zwischen der Verlockung, sich als einer der Herrenmenschen über die Andersfarbigen zu stellen und der tief verwurzelten Überzeugung, dabei doch nur einer und lauter Gleichwertigen zu sein.

Am Ende der Welt, in einem kleinen Ort namens Jacob’s Rest an eben jenem Fluß an der Grenze zu Mosambik, wird er in einen Mordfall verstrickt, der mit jeder Erkenntnis, die seine Ermittlungen mit sich bringt, gleichzeitig auch immer mehr Zweifel in ihm wachsen lässt.

Der weiße Polizei-Captain Pretorius,ein aufrechter und sittenstrenger Bure, wie ihm versichert wird, der am Fluß erschossen wird. Der schwarze Polizei-Constable, der ein besonderes Verhältnis zu seinem ermordeten Vorgesetzten hatte. Die Security-Branch, die sudafrikanische Geheimpolizei, die in Gestalt von zwei Buren auftaucht und die Ermittlungen an sich reisst. Der „alte Jude“  Zweigman, der weitaus mehr ist, als es seine kleine Näherei auf den ersten Blick vermuten lässt. Das farbige Mädchen Davida, das bei Cooper den Eindruck hinterlässt, als wüsste sie mehr über die Geschehnisse, als sie bereit ist, ihm mit zu teilen.

Während die Geheimpolizei als Täter ausschließlich Menschen mit schwarzer Hautfarbe im Visier hat und dabei auch in einem Aufwaschen einen unliebsamen Kommunisten aus dem Weg räumen will, taucht Detective Cooper in das Leben des kleinen Ortes ein und watet durch ein Meer von Andeutungen und Spuren immer näher an die Wahrheit heran. Eine Wahrheit, die dem Regime ganz und gar nicht recht sein kann und die den Ermittler selbst in Lebensgefahr bringt.

Beeindruckt hat mich die detailreiche Darstellung der Lebensumstände in jener Zeit: es sind keine direkten Anklagen, die Malla Nunn vorbringt, es sind die tagtäglichen Abläufe, mit denen die Autorin das Unrecht eines  Systems darstellt, das die überwiegende Mehrzahl der Menschen in Südafrika über viele Jahrzehnte in Ketten legte.

So ist dieses Buch nicht nur ein sehr spannender Krimi sondern auch die beklemmende Darstellung aus einer Zeit, über die wir in Europa viel zu wenig wissen. Ein wenig kann man davon verstehen, wenn man das Buch gelesen hat, aber alles wohl niemals.




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