Buchbesprechung/Rezension:

Baricco, Alessandro : Novecento: Die Legende vom Ozeanpianisten

verfasst am 16.08.2010 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Baricco, Alessandro
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Auf dem Ozeandampfer Virginian wird am 1.Jänner 1900 ein Neugeborenes im Salon der ersten Klasse auf dem Klavier liegend gefunden. Auf einem Pappkarton neben dem Kind steht lediglich mit blauer Tinte geschrieben: T.D.Limoni.

Der Matrose Danny Boodmann adoptiert kurzerhand den Säugling und gibt ihm den Namen Novecento – 1900 für das Jahr seiner Geburt. Das Findelkind wächst auf dem Meer zwischen New York, Rio de Janeiro, Liverpool, sowie unzähligen anderen Häfen auf.

Nach dem Tod des Ziehvaters beschließt der Kapitän den Jungen auf eine Schule zu schicken, doch Novecento ist plötzlich wie vom Schiffsboden verschwunden. Einige Zeit später taucht er jedoch wieder auf und besitzt die Fähigkeit dem Klavier Töne zu entlocken, die vorher noch kein Mensch vernommen hat und die die Zuhörer zu Tränen rühren.

Es ist die Zeit der Verbreitung des Jazz und Novecento gelangt durch sein virtuoses Spiel zu Weltruhm. Als Klavierlegende lebt Novecento auf der Virginian und betritt bis ins Erwachsenenalter nicht ein einziges Mal das Festland. Im Sommer des Jahres 1931 kommt in New York Jelly Roll Morton, der als bester „Festlandpianist“ seiner Zeit gilt, auf die Virginian, mit der Absicht Novecento zu einem Duell herauszufordern.

Alessandro Baricco bezaubert in dieser Erzählung durch seine einfache, klare und poetische Sprache. Als Erzähler fungiert Max Tooney, der als Trompeter auf der „Virginian“ anheuert und zum engsten Freund des Pianisten wird. Der Autor konzipierte das Werk ursprünglich für das Theater, als Monolog für einen Schauspieler – die Regieanweisungen im Text zeugen davon, behindern aber den Lesefluss nicht.

„Novecento“ ist ein Kleinod der modernen Literatur, die atmosphärische Dichte von Bariccos Sprache nimmt sofort gefangen und entlässt den Leser/die Leserin erst wieder am Ende des Buches mit einer ordentlichen Portion Wehmut. Der heimatlose Pianist ist ein Symbol unserer Epoche und sein Schicksal eine Metapher für eine Reise ohne Ende.

„Novecento – Die Legende vom Ozeanpianisten“ wurde von Oscarpreisträger Guiseppe Tornatore („Cinema Paradiso“) verfilmt. Die Filmmusik stammt von Ennio Morricone und gilt ebenfalls als Meisterwerk.




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