Jonathan Franzen: Freiheit
Autorin/Autor: Franzen, Jonathan
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Sabine
Wer „Die Korrekturen“ mochte wird dieses Buch lieben – und gleichzeitig hassen. Wie das geht? Nun, Franzen schreibt eine Prosa von solcher Klarheit und Intensität, dass es die Leserin förmlich in das Buch hineinsaugt. Gleichzeitig fragte ich mich beim Lesen allerdings ständig: Warum sind die ProtagonistInnen des Buches bloss alle so schrecklich unglücklich?
Aber der Reihe nach: In seinem neuesten Buch arbeitet sich der amerikanische Autor Jonathan Franzen einmal mehr am Thema „Familie“ ab – das war ja auch in den „Korrekturen“ der Fall.
Diesmal steht das Ehepaar Patty und Walter im Mittelpunkt – die beiden lernen sich an der Uni kennen – und erst nach langen Irrungen und Wirrungen (bei denen der Musiker und beste Freund Walters, mit Namen Richard Katz nicht unerheblich beiträgt – heiraten die beiden, um sich hernach 20 Jahre lang zu lieben und herzlich unglücklich zu machen.
Das tun sie nicht etwa, weil sie sich nicht mögen, sondern weil die beiden schlicht unfähig sind, sich einander wirklich mitzuteilen. Das führt zu Chaos, Verwirrung und Trauer.
Die äußeren Rahmenbedingungen dagegen sind gut: Die beiden haben ein schönes Haus, Walter ist engagierter Umweltschützer und Patty zieht mit Begeisterung die beiden Kinder, Jessica und Joey, groß.
Es scheint fast so, als wäre das Unglück der beiden eine gr0ße graue Wolke, die ständig über Patty und Walter hängt und gegen die die beiden – wie auch gegen andere Naturerscheinungen – nichts tun können.
Mehrere Male während der Lektüre war ich versucht, das Buch zu zu schlagen und mit einem Seufzer: Mann, wieso sind die alle nur so unglücklich? zur Seite zu legen.
Aber – und das macht wohl ein wirklich gutes Buch aus: Ich konnte es nicht. Die Story fesselte mich viel zu sehr, die Geschichte ist bunt, intensiv, spannend und fordert zu intensivem Nachdenken über die ProtagonistInnen, aber auch über die eigene Lebensgestaltung auf.
Das Kunststück das Jonathan Franzen dabei gelingt: Trotz aller schwieriger Themen liest sich das Buch so leicht wie ein Unterhaltungsroman und macht dabei – zumindest manchmal – auch noch Spaß.
Eine definitive Empfehlung!