Buchbesprechung/Rezension:

Leonard, Elmore: Road Dogs

verfasst am 23.03.2011 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Leonard, Elmore
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[Gesamt: 2 Durchschnitt: 5]

Elmore Leonard gilt auf der anderen Seite des großen Teichs als der bedeutendste lebende Kriminalschriftsteller – für manche wie beispielsweise die New York Times sogar „ever.“ Na Bumm! „Jackie Brown“, „Out of sight“ und „Get Shorty“ entstammen seiner Feder und wurden mit großen Erfolgen verfilmt. So much about history, aber nun zum vorliegenden Opus dieses 85-jährigen Jungspunds und Vielschreiber.

Road Dogs nennt man jene Insassen amerikanischer Haftanstalten, die in keiner Gang organisiert sind und sich gegenseitig den Rücken freihalten, wenn ihnen jemand an die Gurgel, an den Schließmuskel, oder was weiß ich noch an was will.

Jack Foley und Cundo Rey sind solche Road Dogs in der Vollzugsanstalt Glades in Florida. Foley ist ein Mythos, ein legendärer Bankräuber und Gentleman, bekannt für seine ausgesuchte Höflichkeit. „Der war richtig nett. Hat das Geld genommen, sich bedankt und mir die Hand getätschelt“, berichtet eine überfallene Bankangestellte. Zwischen 127 und 167 Banken hat er überfallen (je nachdem wer fragt) und wegen einer kleinen Unachtsamkeit wurden ihm 30 Jahre Knast aufgebrummt.

Ihm zur Seite Cundo Rey, ein kleinwüchsiger, kubanischer Gangster, durch Drogen- und Immobilienhandel zu beträchtlichem Reichtum gelangt. Er muss acht Jahre auf beiden Arschbacken absitzen, weil einige Mitmenschen die Begegnung mit ihm einfach nicht überlebt haben. Cundo engagiert die supersmarte Anwältin Megan Norris, die in einer Berufungsverhandlung das Kunststück zuwege bringt, Foleys Haftstrafe von Jahren in Monate zu verwandeln. Und zweieinhalb Jahre sitzen solche Typen auf einer Backe ab.

Nach seiner Entlassung taucht Jack Foley in einem der Häuser von Cundo Rey in Venice Beach unter, da er von einem manisch besessenen FBI-Agenten namens Lou Adams auf Schritt und Tritt verfolgt wird, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, ihn endgültig hinter Gittern zu bringen – ohne bad oder eher mad Cop geht es einfach nicht. Über diese Jagd hat Adams auch ein Buch geschrieben und es fehlt eigentlich nur noch der Schluss. Aber das Ende wurde schon vielen zum Verhängnis.

In Venice lernt Foley Cundos Lebensgefährtin Dawn Navarro kennen. Und wo ginge das rascher und intensiver als im Bett – eine klassische Femme fatale gehört selbstredend dazu. Miss Navarro ist eine Hellseherin, die sich für die Wiedergeburt der altägyptischen Königin Hatschepsut hält, in ihrem Brotberuf aber Trickbetrügerin, die drittklassige Hollywood-Schauspielerinnen ausnimmt. Seit Jahren sinnt sie darüber nach, wie sie Cundo um sein Vermögen erleichtern kann und bezieht nun den smarten Bankräuber in ihre Überlegungen mit ein.

Doch Jack Foley hat Gewissensbisse, da er tief in der Schuld von Cundo steht. Die Reichtümer des kleinen Kubaners werden von seinem langjährigen Freund Little Jimmy alias Monk verwaltet, der ebenfalls auf den ersten Blick die Loyalität in Person ist.

Eine verzwickte Situation also und Cundos Entlassung steht unmittelbar bevor.

Elmore Leonard hält sich an das klassische Schema: einer hat die Kohle und alle anderen wollen sie. So läuft das in diesem Milieu und mehr braucht es auch nicht. Sein Figurenarsenal ist nicht überpsychologisiert, ja sie begeistern durch ihre Schlichtheit und sind nebenbei einfach saucool. Leonards Protagonisten sind nicht die großen Masterminds, die Supergauner oder die Leistungssportler und Akrobaten, die selbst die gefährlichsten Situationen mit unverrutschter Frisur überstehen. Der Autor gehört zu den detailgetreuen Chronisten eines anderen Amerikas, nennen wir es den „Underground“ und ihrer Alltagskultur.

Große Meisterschaft beweist Leonard mit seinen lakonischen Dialogen, geschliffen wie die schärfsten Messer eines Metzgers, mit absurden Witzen und da steht einfach jedes Wort am richtigen Platz. Das alles zusammen ergibt einen ziemlich souligen, für mich einzigartigen Krimi-Sound.

Beim Lesen hatte ich natürlich George Clooney vor Augen, der Jack Foley bereits in der Verfilmung von „Out of sight“ verkörperte. Uma Thurman als Dawn Navarro, Harvey Keitel gibt den FBI-Agenten Adams und Cundo Rey spielt der kleine Mexikaner, der immer in den Tarantino-Filmen mitspielt, dessen Name mir aber jetzt nicht einfällt – der Partner von Nash Bridges halt. Hach, das wär’ was!

Elmore Leonards Werken ist in Europa leider noch nicht die Aufmerksamkeit zu teil geworden, die Landsleuten aus anderen Genres wie Philip Roth, Jonathan Franzen oder Thomas Pynchon zu Recht genießen.

Schade ist das!

PS: Wo bleiben die Lobbyisten, wenn sie mal wirklich gebraucht werden?




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