Buchbesprechung/Rezension:

Manotti, Dominique: Roter Glamour

verfasst am 30.06.2011 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Manotti, Dominique
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 5]

Seit dem Film „I … wie Ikarus“ mit Yves Montand bin ich ein Fan von französischen Politthrillern. Die enge Verknüpfung von Macht, Wirtschaft und Politik, das für Aussenstehende und Nicht-Franzosen faktisch undurchschaubare Geflecht an Geheimdiensten- und bünden – da findet sich immer ein faszinierender Stoff für einen Thriller voll von Intrige, Verschwörung und Spannung. Und jetzt dieses Buch. 

Es ist die Ära des Francois Mitterand, des ersten Sozialisten im Elyssee-Palast. Da hat sich für die Öffentlichkeit einiges geändert, im Inneren jedoch bleibt fast alles so, wie es schon unter De Gaulle und Pompidou war. Ein Staat im Staat agiert im Hintergrund, lenkt die Geschicke des Nation.

Im direkten Umfeld des Präsidenten hat sich eine Gruppe an Vertrauten gebildet, die offiziell die Anti-Terrorismus-Maßnahmen koordiniert, tatsächlich aber so etwas wie die Gegenpolizei der Republik bildet. Hier die „alten“ Polizeibehörden, denen man misstrauen muss, da ein Gegenpol, eine kleine Gruppe an Mitterand-Freunden, die mehr daran arbeiten, die eigene Machtposition zu sichern, als dem Staat zu dienen.

Als ein geheimer Deal mit dem Iran schief geht, laufen die Dinge aus dem Ruder und Francois Bornand, einer dieser Präsidentenberater, hat seine Finger im Spiel. Zum einen geht es dabei um die Befreiung von in Teheran festgehaltenen französischen Geiseln – das macht sich als Wahlkampfschlager gut – zum anderen um Geld, Geld, das in die eigenen Taschen und in die Taschen der (politischen) Freude fliesst. (Denn warum soll man sich nicht die eigene Anstregung fürs Vaterland nicht auch entsprechend honorieren lassen.)

Der schief gelaufene Iran-Deal kann für Bornand zu seinem persönlichen Waterloo werden und mit ihm könnte auch der Präsident fallen. Gefahr droht für ihn dabei weniger aus dem dichten Geflecht an involviertebn Polizeibehörden, es ist vor allem der Arbeit einer jungen Polizistin, die sich daran macht, den Mörder einer Prostituierten zu finden, die Bornand in Bedrängnis bringt.

In einen verwirrenden Netzwerk aus Korruption, Prostitution, Erpressung und alten Seilschaften ist auch Mord ein wie selbstverständlich eingesetztes Mittel zur Durchsetzung der eigenen Interessen. Die Grenze zwischen Staat und Individuum verschwindet, die Beteiligten an den Machtspielen geben zwar vor, im Sinne Frankreichs und seiner Bürger zu handeln, aber die ganze Clique hat sich längst von ihren Wurzeln gelöst und bildet einen eigenen Statt im Staat: eigene Gesetze, eigene Moral, eigene Gerichtbarkeit.

Stakkato-artig kommen Worte, Sätze, Informationen daher. Man hat den Eindruck, mitten in einer Dokumentation zu sein, für die Dramaturgie sind die Fakten verantwortlich, da wäre eine (Enthüllungs)Journalistin am Werk gewesen, keine Schriftstellerin. Doch genau das ist es, worum es sich in dieses Thriller dreht – die verschwimmende Grenze zwischen wahr  und erfunden.

Da Dominique Manotti Historikerin ist, stellt sich immer wieder die Frage, wo denn jetzt die Realität endet und wo die Fiktion beginnt. Oder wo die Realität in leicht abgewandelter Form nur vorspielt eine Fiktion zu sein, in Wahrheit aber nur die Wirklichkeit beschreibt.

Insgesamt eine dichte Lektüre, aber sonderlich spannend? Eher nicht. Als (fiktiver) Blick hinter die Kulissen interessant, aber je weiter die Handlung fort schreitet, desto weniger fesselnd fand ich Story und den Stil. Leider.

PS: Die Handlung spielt in der Regierungszeit von Francois Mitterand. Wenn ich mir aber die aktuellen Geschehnisse rund um den ehemaligen IWF-Chef Strauss-Khan ansehe, da finden sich darin einige Merkmale der Geschichten, die die Autorin in diesem Buch schildert. Es scheint sich also, mehr als 25 Jahre nach Mitterand, heute noch durchaus ähnliches abzuspielen, nur eben mit anderen Hauptdarstellern.

PPS nach meinen Geschmack einer der genialsten Filme überhaupt: I… wie Ikarus




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