Buchbesprechung/Rezension:

Tomas Böhm: The Vienna Jazz Trio

verfasst am 18.02.2012 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Böhm, Tomas
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Nathan Menzel ist Sohn einer jüdischen Familie. Er ist begeisterter Pianist und beherrscht schon seit früher Kindheit klassische Werke von Schubert, Chopin und Bach. Als junger Erwachsener ist er schüchtern gegenüber dem weiblichen Geschlecht. Nathan, ein von Selbstzweifeln geplagter Mensch begibt sich Anfang der 1920 zu Sigmund Freud, um seinen psychischen Blessuren in Form der Psychoanalyse auf den Grund zu gehen.

Der junge Mann und seine Freunde engagieren sich in unterschiedlichster Intensität im politischen Untergrund, um dem aufkeimenden Nationalsozialismus abzuwehren. Ein Ausgleich zur Dramatik des Alltags fungiert für einige von ihnen die Musik.

In jener Zeit, in der Wien von den braunen Mächten infiltriert wird, beginnt Nathan unter dem Synonym „Blanca Schwarz“ Texte für Medien zu verfassen, in denen er Kritik an Hitler und seinem Gefolge veröffentlich. Niemand vermutet, dass sich Nathan hinter dieser Autorin verbirgt. Das Rätsel, wer diese Dame sein könnte, bleibt ungelöst.

Drei Männer – Nathan, Gerhard und Peter – verfallen dem amerikanischen Jazz. Benny Goodman, Miles Davis u.a. Jazz- und Bluesmusiker sind ihre Vorbilder. Doch lässt sich ihr Vorhaben im Wien der 1930 tatsächlich umsetzen, die Musik auch öffentlich zu spielen? Das Vienna Jazz Trio formiert sich langsam unter schwierigen Bedingungen. Neben Nathan ist der Gynäkologe Gerhard Rosenblum dabei, der das Instrument des Saxophons beherrscht. Er ist ebenfalls jüdischer Herkunft und ein an sich selbst zweifelnder Mensch. Auch er versucht, in der Psychoanalyse Erleichterung seiner psychischen Belastungen zu finden. Der dritte im Bunde ist Peter Gross, der Bassist. Anfangs als „Negermusik“ abgelehnt, lassen sie sich trotz Widerstand durch die sogenannte Wiener Hochkultur von ihrer Leidenschaft nicht mehr abbringen.

Doch der Krieg und der damit verbundene politische und gesellschaftliche Wahnsinn bringt dramatische Auswirkungen für die jüdischen Männer, ihre Familien und ihre Freunde mit sich. Das Band des Trios hält und führt sie musikalisch schließlich von Wien nach England und in die USA.

Jazz und Psychoanalyse, die gesellschaftlichen und politischen Aspekte des Nationalsozialismus und Antisemitismus, des Holocausts und der Nachkriegszeit ergeben einen Spannungsbogen, der mich beim Lesen anpackte und nicht mehr losließ. Tolles Buch!




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