Buchbesprechung/Rezension:

Andreas Pittler: Zores

verfasst am 03.04.2012 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Pittler, Andreas
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[Gesamt: 5 Durchschnitt: 5]

In Wien stehen im März 1938 die Fahnen auf Sturm. Nicht nur, dass die verbotenen Nationalsozialisten die Machtübernahme vorbereiten. Nein. Nicht nur Österreich geht quasi die Luft aus. Auch David Bronstein fühlt sich morgens durch eine Herzattacke ziemlich beengt. Das Herz rast, der Brustkorb eng und der Atem wie abgeschnürt.
Jessasmarandana!

Ein paar Stunden später fühlt er sich ein wenig besser und geht in unendlicher Langsamkeit ins Präsidium um dort seine erste „Donau“ zu rauchen. Sein Kollege Cerny erwartet ihn schon mit Arbeit. Ein Mord ist passiert. Walter Suchy, ein Nazi-Bonze, wurde mit durchgeschnittener Kehle gefunden.

Während Bronstein seine Ermittlungen beginnt, gehen die politischen Geschehnisse nicht an ihm vorbei. So sehr er sich ablenkt und in die Arbeit reinkniet, er ist ständig mit der am 13.März geplanten Volksabstimmung konfrontiert. Bundeskanzler Schuschnigg lässt über die Unabhängigkeit Österreichs abstimmen.

Bronstein verhört Verdächtige, geht ins Kaffeehaus um eine Pause einzulegen, doch er begegnet ständig Menschen mit antisemitischer Stimmungsmache und ihren Lieblingsfeinden, den Itzigs. Zu Beginn noch genervt, dann zornig, doch bald macht ihm dieser Fremdenhass Angst. Der Ausgang der Abstimmung ist zu ungewiss.
Und er, Bronstein mit seiner jüdischen Abstammung, im Polizeidienst! Keine gute Perspektive auf lange Sicht!

Aber Bronstein redet sich alles wieder schön und hängt sich gemeinsam mit seinem Kollegen in seine Ermittlungen. Sie bringen ihm auch Einblick in eine Politik – da staunt David Bronstein nicht schlecht – in der selbst der Innenminister Seyss-Inquart fest mitspielt, um mit seiner braunen Brut das österreichische Volk mit seinen Parolen zu unterwandern.

Nichtsdestotrotz versucht Bronstein sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er und sein Kollege kommen auf ihrer Suche nach dem Mörder auf eine Spur von pädophilen Spielchen, die der Suchy mit Knaben aus sozial schwachen Familie getrieben haben soll.
Und dass das Jahr 1938 für Österreich ein Schicksalhaftes war, das wissen wir.
Aber auch für Bronstein beginnt hat dasd Schicksal einen neuen Lebensabschnitt parat.

Nun bin ich traurig, denn „Zores“ ist der letzte Band einer Bücherserie, die die österreichische Geschichte höchst lebendig, kritisch und realistisch darstellt.

Beim Lesen habe ich mit Bronstein mitgefiebert, mitgelitten, wie er manchmal zweifelte, dass das Unhersehbare tatsächlich eintreten könnte. Wie aus Mitläufern und Zweiflern an der Republik, weil auch damals die Armut enorm war, dem hässlichen Mann aus Braunau nachlaufen und Bronstein trotzdem versucht, seinen Optimismus aufrechtzuerhalten.
Bis, ja…. Bis…

Ein tolles Buch! Der Autor vermittelt uns die eigene Geschichte über die Gedanken, Dialoge, Aussagen und Ängste der handelnden Personen, während diese versuchen ihren Job zu machen, ihre Armut zu besiegen, ihrem Leben vor der Übernahme Österreichs durch das Dritte Reich einfach nur Sinn einzuhauchen oder eine Perspektive zur damaligen Tristesse zu erkennen glauben!

Andreas Pittler ist für den Friedrich Glauser-Preis nominiert! Gratulation!




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