Miriam Pharo: Sektion 3: Hanseapolis - Präludium
Autorin/Autor: Pharo, Miriam
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Nimmt man das Heute des Jahres 2012 und rechnet es 54 Jahre in die Zukunft, dann könnte die Welt, die Miriam Pharo beschreibt, durchaus eine mögliche Realität sein. Nur wenige Aspekte ihres Zukunftsszenarios haben ihren Ursprung nicht in unserer Gegenwart – und das Wenige, das sie von Grund auf dazu erfindet, passt ganz genau dazu.
Die Vernetzung der Welt, die mehr oder weniger lückenlose Überwachung, die Verstädterung des Lebens, die ausgelaugte Natur, die Kluft zwischen den Priviligierten und dem Rest der Menschheit. Das alles bildet den Rahmen in diesem Zukunftthriller. Aber keine Angst, es ist – und das ist erfreulich – keine Endzeit-Geschichte (von an sich jeder Ecke vermummte Gestalten rund um ein wärmende Feuerstelle drängen – im Stil von Mad Max o.ä). Es ist einfach so, dass ausserhalb der Megastädte in dieser Zukunft das Leben kaum mehr möglich ist und in den Städten selbst der Raum immer knapper wurde. Und das können wir uns ja schon heute ganz gut vorstellen.
Hamburg (das als Megacity jetzt Hanseapolis heisst) ist der Ort an dem die Polizisten Elias Kossdorf und seine Partnerin Louann Marino ihren Job erledigen. Der neueste wurde gewissermaßen aus dem früheren Venedig (jetzt ein Freizeitpark a la Disneyworld) importiert. Ein Mörder konnte von dort fliehen und sich in Hanseapolis verstecken. Das bringt dem Mann allerdings kein Glück, denn er wird schon bald selbst Opfer eines Verbrechens und seine kristallisierte Leiche von der Polizei gefunden.
Fall abgeschlossen, könnte man meinen. Gäbe es da nicht den Kristall, den man im Leichnam findet. Ein Kristall, der unzweifelhaft ausserirdischen Ursprungs ist. Einer von rund 30 Kristallen, die man auf dem Mars gefunden hatte. Und dann sind da noch Chopins Präludien, nach denen alle suchen. Fall also doch nicht abgeschlossen – ganz im Gegenteil, ab jetzt geht es erst so richtig los.
Dies ist bereits der dritte Roman von und mit der Sektion 3. Auch wenn man die beiden Vorgänger-Romane nicht gelesen hat, findet man sich recht gut in dieser Zukunftswelt zurecht. Ich nehme aber an, dass man leichter in die Geschichte finden würde, hätte man Band 1 und 2 auch schon gelesen. Hat man das nicht getan, wird man hin und wieder ein paar Seiten zurück blättern um Namen und Zusammenhänge zu verstehen.
In Summe tut das dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Wenn ich beim Lesen hin und wieder einen Blick auf die Seiten-Nummerierung warf, war ich jedes Mal überrascht, wie viel ich schon wieder gelesen hatte – das geht nur so dahin, ist kurzweilig und spannend.
Und damit wieder zum Anfang (meiner Besprechung): so real diese Welt im Jahr 2066 erscheint, so sehr passt die Handlung und so genau passen die Charaktere in diese Welt. Die Bezeichung „Zukunftsthriller“ trifft es damit ganz genau. Denn auch wenn es in der Zukunft spielt, so ist es doch keine Science Fiction sondern viel eine spannende, Buch-gewordene Option für Kommendes.