Buchbesprechung/Rezension:

H.G. Wells: Die Insel des Dr. Moreau

verfasst am 22.07.2012 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Wells, H.G.
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 5]

Was H.G. Wells in diesem Roman vorweg nimmt, das sind gleich mehrere Aspekte des Lebens, mit denen wir uns heute, mehr als 100 Jahre nach dem Erscheinen des Buches, auseinandersetzen. Da finden sich Ansätze der Gentechnologie, der Tierexperimente, aber auch der Experimente an Menschen, wie sie in weiten Teilen der Welt im 20. Jahhundert stattfanden, bis hin zu den aus TV und Zeitschriften wohl bekannten exzessiven kosmetischen Eingriffen.

So betrachtet ist dieser Dr. Moreau in gewisser Weise der Urvater all jener, die an der Natur herumbasteln.

Doch der Reihe nach: im Nachlass des Edward Prendick findet sein Neffe ein Manuskript, das seine Zeit auf einer (namenlosen) Insel in der Südsee beschreibt, als ihn ein Schiffsunglück als Schiffsbrüchigen dorthin verschlug. Zu seinen Lebzeiten gab Prendick vor, sich nicht an jene Zeit erinnern zu können, alles über die Zeit zwischen Schiffsuntergang und Auffinden seines Rettungsbootes vergessen zu haben. Doch nun, nach seinem Tode wird klar, dass das dort Gesehene und Erlebte zu grauenvoll war, um darüber zu berichten. Und es hätte ihm auch niemand geglaubt.

Auf dieser Insel nämlich hatte sich der Jahre zuvor nach einem Skandal aus London verschwundene Biologe Dr. Moreau niedergelassen um in aller Ruhe seinen Experimente nachgehen zu können. Ihm zur Seite Montgomery, ebenfalls Biologe, und eine Reihe seltsam anmutender Geschöpfe, die Prendick zwar für Menschen hielt, deren Physiologie und Charakter aber weit von allem abwichen, was er bis dahin gesehen hatte.

Schon bald nach seiner Ankunft auf der Insel erkennt Prendick in Dr. Moreau jenen Mann, der London wegen fragwürdiger Experimente hatte verlassen müssen und er erkennt und erlebt, dass hier auf der Insel noch nie dagewesenes geschieht. Moreau experimentiert mit Tieren, denen er Schritt für Schritt menschliche Gliedmaßen, menschliche Gedanken, ein menschliches Verhalten einpflanzen will.

In seiner Überheblichkeit ist Moreau der Überzeugung, die von ihm geschaffenen Wesen beherrschen zu können. Aus allen möglichen wilden Tieren hatte er schon eine große Anzahl solcher Lebenwesen erschaffen, die eines gemeinsam hatten: die Angst vor den Schmerzen, die ihnen ihr Schöpfer zufügen konnte.

Doch Angst und Furcht halten nicht ewig an und schließlich wird Moreau das Opfer seiner eigenen Überheblichkeit und Anmaßung.

Spannungsgeladen und atemlos erzählt H.G. Wells diese Geschichte.  Und beweist damit einmal mehr seine prophetische Gabe.

Pendrick gelingt es, mehrere Monate lang auf der Schreckensinsel zu überleben, bedroht von immer mehr der Kreaturen, deren animalische Instinkte immer mehr die Oberhand über die von Morau eingepflanzten menschlichen Züge gewinnen. Am Ende kann er von der Insel fliehen und muss schon bald nach seiner Rettung erkennen, dass ihm niemand diese Geschichte glauben wird. Also schweigt er darüber.

Und weil ich es mir nicht verkneifen kann: mehrmals musste ich bei den Schilderung von Moreaus‘ chirurgischen Experimenten an die sich epidemisch ausbreitenden Standard-Gesichter von „Mehr- oder weniger-Promis“ denken.

Also an jene mit den Schwimmreifen-Lippen, dem von hinten festgezurrten Gesicht, den glattgemeiselten Nasen, etc. etc. Eben alle, die angeblich nie zum Schönheitschirurgen gehen würden. Nachdem ich dieses Buch gelesen haben, glaube ich das den Leuten sogar: die waren sicher alle nur auf einer namenlosen Insel in der Südsee auf Urlaub – gewissermaßen als Gegenhypothese zu „Man In Black“ wo genau dieses Leute als Ausserirdische geoutet wurden.




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