Ronald A. Knox: Der Mord am Viadukt
Autorin/Autor: Knox, Ronald A.
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Ein aus einer verstaubten Truhe auf einem Dachboden hervorgekramter Krimi aus den 1920er-Jahren, der sich durch das Vermengen wohlbekannter und oft verwendeter Stilelemente, Schauplätze und Charaktere definiert. Und dabei keineswegs verheimlicht, dass er sich den Genre-Größen wie Agatha Christie oder Arthur Conan Doyle als Vorbild nimmt.
Vier Gentlemen, die in einer Zeit leben, als es für die Mitglieder der obereb Gesellschaftsklassen in England noch recht einfach war, ein beschauliches Leben zu führen. Wenn man sich nicht um die Unwägbarkeiten des Alltages kümmern musste, dann hatte man Zeit und Muße, sich gewissermaßen als Hobby in die Ermittlungen um einen Mordfall einzuschalten. Denn, so die von den Herren geteilte Meinung, die Polizei würde den Fall nicht ernst nehmen und sei schon deshalb kaum in der Lage, den Mord am Viadukt zu klären.
Die 4 Gentlemen handeln also völlig erwartungsgemäß (im Sinne der Leserin/des Lesers) indem sie, ganz im Stile eines Sherlock Holmes, die Aufklärung in die eigenen Hände nehmen. Zu viel Hoffnung, dass sie dabei auch nur annähernd an die Klasse von Mr. Holmes und Dr. Watson heranreichen, sollte man sich aber nciht machen.
Spannung im eigentlichen Sinn darf man sich dabei nicht erwarten, eher ein stetes Kommen und Gehen von (oft falschen) Spuren, (oft irreführenden) Erkenntnissen und Fehltritten. Das Buch findet nie zu einem Erzähl-Rythmus sondern stolpert von einem Kapitel ins nächste – und die Leserin, der Leser gleich mit. Der Umstand, dass sich das Geschehen in und rund um einen Golfklub abspielt ist dabei nur für die Defintion des gesellschaftlichen Standes der Protagonisten maßgeblich, für die Handlung selbst aber unerheblich.
Das einzig „Positive“ ist, dass man, liebt man so wie ich die englischen Krimiklassiker, sich ganz wie zu Hause fühlen wird. Sprache und Szenarien entsprechend so gänzlich den Vorbildern, dass man schon an Copy und Paste glauben könnte, hätte es das damals schon gegeben.
Und außerdem fehlt – und deshalb wurde aus Robert A Knox auch keiner der großen Krimiautoren – die nötige Portion Humor und Originalität um aus diesem Roman selbst einen Klassiker werden zu lassen. Die Amateurdetektive bemühen sich zwar sehr, doch gelingt es ihnen nicht, die etwas verworrenen Fäden zu einer spannenden Handlung zu verknüpfen. Aber immerhin lassen sie uns ein wenig Anteil haben an ihrer Lebensweise, eben jener Lebensweise zum Ende des British Empire.
Das ist zwar in Summe alles recht nett, aber äußerst langatmig und genauso -weilig. Und in Wahrheit war mir nach der Hälfte des Buches bereits vollkommen egal, wer der Mörder ist.