Buchbesprechung/Rezension:

Paul Lukas: Vinyl

verfasst am 27.10.2012 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Lukas, Paul
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Vinyl ist die Geschichte eines Bassisten, der mit der Band „Sonntagsmörder“ am Beginn seiner musikalischen Karriere steht. Aufgrund seiner unendlich großen und sich schwierig gestaltenden Liebe zu Nadja kommt er zwischen die Räder und bleibt ohne Band aber auch ohne Nadja auf der Strecke.

Kurz vor der Jahrtausendwende arbeitet der ehemalige Bassist als A&P Manager bei der Plattenfirma Alphatone Records. Ständig besoffen und auf Drogen sinniert er melancholisch und völlig ausgebrannt über seine Vergangenheit und verhinderte Musikerkarriere.

Er hat seine Karriere als Bassist unfreiwillig beendet. Ohne Nadja wüsste er nicht, was Liebe ist. Aber ohne Nadja wäre er heute auch Musiker!
Eine grausame Abwärtsspirale, die ihren Ausgang vor fünfzehn Jahren in Berlin, in Kreuzberg, nimmt.

Er lernt Nadja bei einem Konzert kennen und verliebt sich unsterblich in sie. Immer wieder verstört sie ihn durch ihre befremdlichen Verhaltensweisen, er kann aber nicht von ihr loslassen. Die junge Frau vertritt eine kompromisslose Moral, schlägt auch zu, wenn sie es für nötig hält und stellt die Liebe immer mehr auf die Probe.

Mit der Band, die „Sonntagsmörder“ macht er sämtliche Höhe und Tiefen einer ehrgeizigen musikalischen Karriere durch. Ist er zu Beginn nur ihr Fahrer, steht er dann bald am Mischpult und lässt die Becken der Drums peitschen, die Gitarre wummern und das Saxophon kreischen. Der Sänger Mo überredet ihn, nach dem Ausscheiden des Bassisten, es mal selbst am Bass zu probieren. Er bräuchte nur 3-4 Akkorde können, und damit war der Einstieg in die Band fixiert.

Der erste Auftritt auf einem Schulfest in Spandau war ein voller Verhau. Doch dann werden sie von Sven Meier von der Hamburger Multiphon Schallplattenfirma angesprochen und schließlich nach London eingeladen, um ein Tape aufzunehmen.

Der junge Bassist ist hin und her gerissen, zwischen der großen Liebe und seiner Band. Nadja ist eine komplizierte Persönlichkeit. Manchmal trieftet sie in eine Art Dämmerzustand ab, liegt tagelang in ihrem Bett und stiert vor sich hin, traurig, verletzt und einsam, komplett zurückgezogen in ihre eigene, ihm fremde Welt.

Nach ihrer ersten Tour durch Bayern beginnt es zwischen Nadja und ihm zu kriseln, nach der Rückkehr der Band aus dem Londoner Plattenstudio ist sowieso alles anders. Jack the Whale produziert das Album der „Sonntagsmörder“.  Zurück in Hamburg kommentiert Sven Meier das Tape mit „nicht schlecht Jungs“ und dann knallen die Sektkorken und der versprochene Scheck wandert über den Tisch.

Die Sonntagsmörder touren durch Westdeutschland, Österreich und der Schweiz. Mit ihrer „Perlen vor die Säue“-Tour rocken sie sich von Gig zu Gig hinauf auf die Karriereleiter.
1989 fällt die Berliner Mauer. Er kann nicht mehr sagen, ob es die Selbstaufgabe für die „Sonntagsmörder“ und das Schnüffeln am Ruhm ausschlaggebend war oder ob er einfach nur mit seiner Müdigkeit kämpfte. Immer mehr zweifelt er an Nadjas weltfremdem Gerechtigkeitssinn und ihrem Kampf um Anerkennung, gleichzeitig kann er aber die junge Frau nicht loslassen.  Bis eine Bombe, die Nadja hochgehen lässt, die Liebe tötet und seine Karriere ebenso.

Mitglieder der deutschen Band „Element of Crime“ sind auch Autoren! Bereits der Sänger Sven Regener hat Bücher veröffentlicht. Sein Roman „Herr Lehmann“ wurde verfilmt. Auch Paul Lukas, der Bassist der Band, schreibt. Das hat mich neugierig gemacht. Die Geschichte einer Band, deren Bassist die Herausforderung, einen Spagat hinzukriegen zwischen Musik und Liebe, nicht gelingt, und das Ende der völlig ungewollten Karriere überraschend daherkommt wie ein grooviges Bassgewitter! 




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