Buchbesprechung/Rezension:

Roberto Bolaño: Die Nöte des wahren Polizisten

verfasst am 15.04.2013 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Bolaño, Roberto
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Im Bewusstsein, mich bei den vielen, eingefleischten Bolano-Fans unbeliebt zu machen: dieses Buch ist ausserordentlich entbehrlich! Diese Veröffentlichung von Fragmenten, zusammengefasst in einem Buch, folgt wohl vorrangig dem Wunsch, aus dem seit dem Roman „2666“ entstandenen Kult um Bolano Kapital zu schlagen.

Der Wunsch nach Ertragsoptimierung ist zwar aus Sicht der Erben, Hinterbliebenen und des Verlages durchaus verständlich, mündet aber in diesem Fall in ein mutwilliges Ausnutzen des Bolano-Kultes. Und ich habe meine Zweifel, ob Bolano selbst glücklich gewesen wäre mit dieser Veröffentlichung.

Hier die Begründung, warum ich A: enttäuscht und B: missgelaunt bin: Nach Angabe des Verlages stammen die Manuskripte aus einem Zeitraum vom rund zwei Jahrzehnten. Gefunden wurden sie an allen möglichen Orten und behauptet wird, dies wäre ein lange geplanter Roman von Roberto Bolano, ja sogar der letzte unvollendete (soll wohl heissen: schnell kaufen, bevor nichts mehr nachkommt…).

Für mich sind es aber meist einfach nur Skizzen, die Bolano verworfen, aber nicht weggeworfen hat. Aus einzelnen Ideen und/oder Personen machte er dann wirkliche Romane – darunter auch den grandiosen „2666“ – anderes blieb in einer Schublade oder auf einer Festplatte (und war dort gut aufgehoben, bis die Resteverwerter auftauchten).

Zu lesen bekommt man viele homoerotische Fantasien, den von Bolano gewohnten Exkurs durch eine teilweise erfundene, teils reale Welt von Literatur und Literaten und vieles, das keinen Anfang,  kein Ende und kein Dazwischen hat. Fazit: Nicht jedes umkomplette Musikstück ist so grossartig wie die „Unvollendete“ von Schubert, nicht jede Sammlung von Zetteln ist ein Buch.

„Die Nöte des wahren Polizisten“ bietet also nichts neues, sondern nur Ausschnitte dessen, was man von Bolano bereits in seinen anderen Büchern lesen konnte, Ansätze zu dem, was später die Faszination Bolano ausmachen würde. Dort aber fand man dann alles in einen Bezug zueinander gesetzt, hier jedoch nur aneinandergereihte Absätze, Abschnitte und Kapitel, deren Gesamtsinn sich mir verschließt. Aber wie sollte es einen solchen auch geben, wenn der Autor selbst daraus gar kein Buch gemacht hatte und sein Vorhaben, dies in dieser Form zu tun nur angenommen, keinesfalls aber sicher ist.

Bolano hat skizziert, wie es wohl die meisten Künstler tun, hat es gleich verwendet oder für später aufgehoben, um vielleicht in Zukunft aus der einmal entworfenen Idee etwas größeres zu machen. Veröffentlicht hat er es nicht und es wäre besser gewesen, es dabei zu belassen.

Ich bin übrigens auch einer dieser eingefleischten Bolano-Fans und werde es auch nach diesem Buch bleiben!




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