Georges Simenon: Die Komplizen
Autorin/Autor: Simenon, Georges
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Es kann ja nicht immer ein tolles Buch sein. Bei einem Autor wie Georges Simenon, der derart viel geschrieben hat, kann wohl der eine oder andere Roman dabei sein, der ein wenig hinter die anderen zurück fällt. „Die Komplizen“ ist für mich ein solcher Roman; er lässt aber sicherlich breiten Raum für sehr unterschiedliche Interpretationen.
Als Unternehmer ist Joseph Lambert sehr erfolgreich. Den von Vater übernommenen Betrieb hat er gemeinsam mit seinem Bruder Schritt für Schritt erweitert und ist nun einer der Großen im Baugeschäft der Region.
Obwohl verheiratet, lässt er sich nicht von Liebschaften und Affären abhalten, ja es kümmert ihn nicht einmal, ob dies geheim bleibt oder nicht. Er geht sogar so weit, sich in aller Öffentlichkeit mit anderen Frauen zu verabreden und sie zu treffen.
Eine seiner Liebschaften ist seine Sekretärin. Da ist keine Emotion im Spiel, es geht um nur um die rein körperliche Befriedigung.
Das Unglück geschieht auf der Rückfahrt von einem Geschäftstermin. Lambert ist so sehr mit seier Sekretärin am Beifahrersitz beschäftigt, dass er die Gewalt über seinen Wagen verliert. Genau in diesem Moment kommt ein mit Kindern vollbesetzter Autobus entgegen, muss ausweichen, prallt gegen eine Wand und geht in Flammen auf. 47 Kinder und 3 Erwachsene sterben; nur 1 Kind überlebt, ringt aber mit dem Tode.
Lambert erkennt zwar das Verhängnis, sieht das Unglück, hält aber nicht an. Er fährt einfach weiter, kümmert sich nicht um die Opfer, holt keine Hilfe.
Was danach folgt ist eine minutiöse Schilderung der folgenden Stunden und Tage. Wie Lambert nie sicher sein kann, ob man ihm, dem Flüchtigen, schon auf der Spur ist. Er ist sich völlig im Unklaren darüber, wie sich die Sekretärin verhalten wird, scheint es doch, als ob sie den Vorfall einfach ignoriert. Wer ahnt seine Verwicklung in die Katastrophe, wer hat ihn vielleicht sogar gesehen, als er ohne anzuhalten den Ort verließ?
Die Angstzustände, die Unsicherheit, den Wechsel aus Verzweiflung und Wut: davon sollte dieser Roman handeln und darüber schreibt Simeon.
Was jedoch passierte war, dass bei mir der Funke niemals übersprang. Für mich sind alle diese Schilderungen ohne Emotion, mit wenig Tiefgang, einfach eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die mich nicht berührten. Und überdies führt der Titel ein wenig in die Irre, denn das Thema einer möglicher Komplizenschaft findet sich nur sehr sehr weit am Rande.