Jochen Rausch: Krieg
Autorin/Autor: Rausch, Jochen
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Sirod
Jochen Rausch schildert in einem schnörkellosen Stil die Nöte und Ängste einer Familie – Vater Arnold, Mutter Karen und Sohn Chris. Am Rande scheint auch noch Sandra auf, Freundin von Chris.
Arnold lebt seit einiger Zeit zurückgezogen in den Bergen in einer Hütte, die er von einem Künstler erworben hat. Seine einzige Gesellschaft ist sein Hund, den er aus seinem früheren, großteils heilen Leben mitgenommen hat.
Am Beginn des Buches war für mich nicht klar, ob ich diese Geschichte mögen würde. Es schien mir etwas zu banal. Wie gut, dass ich dem Gefühl, nicht weiter zu lesen, nicht nachgegeben habe. Es eröffnete sich mir ein Roman in einer starken Sprache, voll Gefühl, voll Rücksichtslosigkeit, voll Trauer und Einsamkeit. Einfach lesenswert, einfach berührend.
Chris und Sandra verbringen eine letzte Nacht in einem Hotel vor der Abreise von Chris nach Afghanistan. Chris’ Mutter Karen sieht den Sohn voll innerer Verzweiflung ziehen, und verfällt in eine heimliche Trunksucht mit Cognac. Sein Vater Arnold versucht verzweifelt Karen Halt zu geben. Ein vergeblicher Versuch. Mit kurzen Ausnahmen in ihrem gemeinsamen Leben mit einigen Lichtblicken, verfällt Karen immer mehr in ihrer Angst um Chris.
Arnolds Kommunikation mit seinem Sohn im Krieg findet über Internet statt. Er bekommt Mails von Chris, in denen dieser zu Anfang noch ganz locker über seinen Aufenthalt in Afghanistan berichtet. Zunehmend werden die Berichte aber immer trostloser und ängstlicher. Und immer mit dem Hinweis, Karen nur mitzuteilen, dass es ihm gut gehe.
Die Mitteilung, dass Chris getötet wurde, lässt sowohl Karen als auch Arnold in ein tiefes Loch der Verzweiflung versinken. Karen verliert den Mut für ein weiteres Leben, Arnold zieht sich in die Einsamkeit der Berge zurück. Er lebt dort sein Leben ohne Kontakt zur Außenwelt, außer einer Fahrt ins Tal in gewissen Abständen, um sich dort mit dem Nötigsten zu versorgen.
Doch so einsam und abgeschieden das Leben in der Almhütte scheint, dringt eines Tages wieder das Böse in Arnolds Welt. Während seiner Abwesenheit zerstört ein Fremder die letzten Dinge die ihm wichtig sind, wie sein altes Radio, seine einzige Verbindung dort oben zur Außenwelt. Sein Hund wird schwer verletzt und überlebt nur knapp.
Arnold hat mit einem neuen Krieg zu kämpfen. Ein Fremder will sein Leben und das des Hundes zerstören. Er setzt sich zur Wehr, ohne Angst beginnt er den Unbekannten zu suchen und zu verfolgen. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt. In Arnold erwachen neue Lebensgeister, er will sich und seinen Hund dem geheimnisvollen Gegner nicht opfern.
Irgendwo in seinem Inneren beginnt bei Arnold wieder ein Gefühl zu wachsen, das den Schmerz über den Verlust von Karen und Chris etwas zur Seite drängt. Eine neue Frau ist in sein Leben getreten. Mit ihr fährt er in seinem Pick up in ein neues Leben.