Lily Brett : Lola Bensky
Autorin/Autor: Brett, Lily
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Elke
Lola Bensky, neunzehn Jahre alt, arbeitet Mitte der 1960er für ein australisches Musikmagazin und interviewt in London und New York die Größen der Rockmusik wie Jimi Hendrix, Mick Jagger und Janis Joplin. Die Autorin Lily Bret hat diese Begegnungen und Lolas jüdische Geschichte zu einem faszinierenden und autobiografischen Buch verwoben!
Lola ist 1967 in London und New York für ein australisches Musikmagazin unterwegs.
Sie interviewt den genialen schwarzen Gitarristen Jimi Hendrix, trinkt Tee mit Mick Jagger, unterhält sich mit Janis Joplin über Drogenkonsum und ist verwundert über The Who, die nach jedem Konzert die Bühne verwüsten. Auch Jim Morrison von The Doors lernt sie kennen, einer von vielen Musikern, der mit 27 Jahren tot sein wird.
Ein zweiter Handlungstrang handelt über die jüdische Familie Bensky. Lolas Eltern Renia und Edek überlebten das Konzentrationslager Auschwitz. Nach ihrer Befreiung treffen sie sich wieder in einem deutschen Auffanglager für „Displaced People“, wo auch Lola geboren wird. Die polnische Familie Bensky emigriert nach Australien.
Lola ist dick und zählt ständig Kalorien. Ihre Mutter macht ihr schon ab frühester Kindheit Vorwürfe. Renia wog bei ihrer Befreiung aus dem Vernichtungslager 35 kg. Nur die Nazis, die Verbrecher und Experimentierer an den Menschen waren dort wohlgenährt. Diese Erinnerung an die Grausamkeiten hält die Tochter mit ihrem Übergewicht für Renia Zeit ihres Lebens aufrecht. Doch die Mutter spricht nicht viel. So scheint für die Überwindung der Sprachlosigkeit innerhalb Familie der Beruf als Reporterin für Lola ein gut gewählter Ausweg.
Der Tod zieht sich quer durch das Leben der Journalistin und Schriftstellerin. Einerseits als schweres Erbe ihrer eigenen Familiengeschichte, andererseits sterben viele Musikerinnen und Musiker, die sie bei Interviews kennengelernt hat. Sie selbst findet ihre große Liebe, wird dünn und schreibt Krimis, in dessen Mittelpunkt das Detektivbüro Schlomo und Harry ihren Platz haben.
Eine dritte Ebene des Buches ist der biografische Anteil der Autorin. Manchmal erscheint es mir undurchschaubar, wer hier schreibt. Lola Bensky oder doch die Autorin Lily Brett.
Für mich ein sehr lesenswertes Buch! Die Geschichte einer jüdischen Familie und ihre schrecklichen Erlebnisse, die ein lebenslanges Trauma hinterlässt, die Musik der Hippies und eine junge Frau, die sich trotz schwerem Erbe einen Weg durch von Tod gezeichnetes Leben bahnt! Dabei schreibt die Autorin berührend und manchmal mit einem zwinkernden Auge über die Last der Kinder der Überlebenden des Holocausts.