Reinhard Kleindl: Gezeichnet
Autorin/Autor: Kleindl, Reinhard
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Annette
Gezeichnet bin ich jetzt auch – allerdings nach einer sehr kurzen Nacht, die ich Reinhard Kleindl und seinem Buch verdanke.
Im beschaulichen Graz tummeln sich allerhand schräge Typen. Chefinspektor Franz Baumgartner, der sympathische Unsympathler ist Ermittler um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Der Mörder, eine wirklich irre Gestalt metzelt – wegen der Ordnung.
„Für die Abweichung von der Perfektion war das Maß nicht entscheidend; nur, ob sie existierte oder nicht“. Mit diesem Satz (vom Täter wohlgemerkt) hatte er mich und ich blieb bis zum Schluss.
Ordnung und Perfektion sind große Themen nahezu aller Figuren. Gregor Wolf, Baumgartners Stellvertreter mit frischem Schmiss im Gesicht hat eine andere Vorstellung von „Ordnung“ als Caroline Meier, die in einer lesbischen Lebensgemeinschaft lebende Ermittlerin. Wie es dem Autor gelingt unterschiedlichste Wertewelten der einzelnen Figuren plausibel zu machen ist tatsächlich großes Kino im Kopf.
Einzige Ausnahme bildet Dr. Königshofer – hier bleibt der Eindruck, dass (wegen der Ordnung) ein Profiler in einem Krimi vor zu kommen hat. Aus meiner Sicht hätte man diese Figur auch gut und gerne weglassen können.
Ansonsten sind die Zutaten: Eine furchtbar zugerichtete Leiche, geheimnisvolle Botschaften, der goldene Schnitt und ein rasanter Ritt durch die Köpfe und Handlungen aller Beteiligten. Packend geschildert, spannend bis zum Schluss.
Der Autor hinterlässt seinen Tatort (wie soll es anders sein) aufgeräumt. Für meinen Geschmack hätte hier der eine oder andere Handlungsstrang einen Cliffhanger verdient – ich jedenfalls würde einen Nachfolgeband mit dem Ermittlerteam rund um Franz Baumgartner gerne lesen.
Ein Stern Abzug, weil zum Schluss die Handlungsstränge allzu brav und ordentlich geschlossen wurden.
Lieber Herr Kleindl,
darf ich Ihnen eine sehr überraschende Frage stellen?
Was würden Sie mit dem leerstehenden Geburtshaus von Adolf Hitler machen? Mehr zur Umfrage www.hrb.at/umfrage-hitler-geburtshaus-17-08-2014 Herzlich Andreas Maislinger