Buchbesprechung/Rezension:

Marta Karlweis: Schwindel

Marta Karlweis: Schwindel
verfasst am 17.07.2017 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Karlweis, Marta
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Bei diesem Buch habe ich mir beim Lesen etwas schwer getan. Es ist ein eigenartiges Buch und der Stil von Marta Karlweis war für mich erheblich gewöhnungsbedürftig.

Trotzdem ist  Schwindel ein lesenswertes Buch.  (Hilfreich wäre jedoch gewesen, zu Beginn des Buches eine Namensaufstellung, einen Stammbaum  zu haben).

Die über drei Generationen erzählte Geschichte einer Wiener Familie verwirrt durch die vielen Namen. Es ist eine trostlose Geschichte, die sich vor dem ersten Weltkrieg abspielt.

Karlweis überzeichnet, leicht satirisch, die Entwicklung einer Kleinbürgerfamilie, deren Existenz zum Scheitern verurteilt ist. Dabei vergegenwärtigt sie die Trostlosigkeit der damaligen Zeit und schaft ein abschnittsweise erschütterndes Zeitzeugnis. Es schildert die Hilflosigkeit, die Perspektivlosigkeit, die Minderwertigkeit der Zeit von 1931, der handelnden Personen.

Marta Karlweis verwendet die damals wohl gebräuchlichen wienerischen Redewendungen des Kleinbürgertums. Sprachlich unterscheidet es sich damit von allen Büchern die ich bisher gelesen habe – für mich nicht immer klar zu verstehen.

Ein kurzer Abriss der Handlung und ein nicht vollständiger Überblick über die Protagonisten:

Max Gaudenz stirbt in jungen Jahren und hinterlässt seine Witwe Lilli mit zwei Kindern. Sein älterer Bruder Franz ist gar nicht davon angetan, dass die Schleife auf dem Kranz nicht so drapiert wurde, dass man den Text lesen konnte. Immerhin hat der Kranz gar nicht wenig gekostet. Das Kleinbürgertum, die Spießigkeit lässt sich hier nicht verleugnen.

Außer dem Bruder hat Max noch zwei Schwestern, wobei Johanna kleinwüchsig ist, und von der Familie verachtet wird. Sie bringt sechs Kinder zur Welt , doch keines dieser Kinder bringt es im Leben weit. Wohl durch die Umstände ihrer Herkunft schaffen sie es nicht, sich in ihrem Umfeld durchzusetzen. Sie wachsen mit dem Gefühl auf minderwertig zu sein. Sie betrügen, unterschlagen, und schlagen sich so recht und schlecht durch. Olga beginnt mit 14 Jahren eine Schneiderlehre. Lernt den Musiker Robert Geßl kennen, wird schwanger und gibt das Kind einer Bauernfamilie in der Retzer Gegend.

Ernstl unterschlägt Geld, das er für die Abtreibung des ungewollten Kindes seiner Freundin benötigt. Malwine, die Älteste, wird, ohne Bezahlung, Gesellschafterin bei der Witwe eines Generals. Leo erschwindelt sich Geld, unter Vortäuschung Mitbesitzer eines Mietshauses in Wien zu sein, und lebt über seine Verhältnisse. Er flüchtet nach Kansas City.

Die tristen Verhältnisse der Protagonisten treiben Ernstl in den Freitod, er ertränkt sich in der Donau. Robert Geßl, der Mann von Olga , macht seinem Leben ein Ende durch eine Überdosis Veronal.

Schwester Fritzi lebt immer noch bei der Mutter, und hat diese in ein Lügengebäude eingehüllt. Sie erzählt Olga, dass sie sich um deren Sohn Josef gekümmert hat, der ja von Olga an eine Bauernfamilie abgegeben wurde. Als Fritzis Lügengebäude einstürzt erschießt sie sich.

Olga fährt nach Retz zu ihrem Sohn, der hat aber kein großes Interesse an seiner Mutter. Seine Frau ist an Tuberkulose gestorben und hat ihm einen Sohn hinterlassen. Olga übernimmt das 2 Monate alte Kind.

Marta Karlweis war Tochter des Wiener Vorstadtdramatikers Carl Karlweis, und Frau des Schriftstellers Jakob Wassermann. Ihr schriftstellerisches Werk geriet nach 1945 zunehmend in Vergessenheit. Das ist das Schicksal vieler weiblicher Schriftstellerinnen der damaligen Zeit. Aber nicht nur Autorinnen gerieten in Vergessenheit, z. B. Jakob Wassermann. Sein Buch Faber (das ich  rezensiert habe) wurde ebenfalls neu aufgelegt.




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