Roberto Bolaño: Monsieur Pain
Autorin/Autor: Bolaño, Roberto
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Der frühe Tod Bolaños im Jahr 2003 brachte es mit sich, dass viele seiner Werke noch unveröffentlicht waren, als er starb. So ist es möglich, dass noch immer Romane neu erscheinen, teilweise sind es aber auch nur erste Ausgaben in deutscher Sprache. Nachdem er Weltruhm erst posthum mit der Veröffentlichung von „2666“ erlangte, wurde jede weitere Neuveröffentlichung von der wachsenden Fangemeinde mit Ungeduld erwartet.
Bei diesen Veröffentlichungen fand sich auch einiges, das von den Verlagen nicht wegen des literarischen Wertes gedruckt wurde, sondern einfach nur, um möglichst jeden beschriebenen Zettel Bolaños noch zu Geld zu machen (immerhin gut für dessen Erben).
„Monsieur Pain“ ist keine Veröffentlichung aus dem Nachlass. Bolaño schrieb diesen Roman schon in den 1980er-Jahren, die Veröffentlichung in spanischer Sprache erfolgte im Jahr 1999, diese Ausgabe aus dem Jahr 2019 ist aber jedenfalls die Erstveröffentlichung in deutscher Sprache.
„Monsieur Pain“ verfügt über keine Handlung im eigentlichen Sinn (jedenfalls keine, die ich also solche festmachen würde); es ist vielmehr die Aneinanderreihung von Zuständen und Ereignissen, seltsamen, surrealen Momenten. Pierre Pain ist Akupunkteur und soll den Mann einer Freundin von Madame Reynaud behandeln. Reynaud zuliebe erklärt er sich bereit, nach dem Mann zu sehen: es handelt sich um den peruanischen Dichter César Vallejo, der tatsächlich in Paris lebte und im Jahr 1938 dort verstarb.
Ein immer wiederkehrendes Thema in Bolaños Romanes und Erzählungen sind Dichter. Oft rein erfundende Personen, in diesem Fall aber gibt es in der Gestalt des César Vallejo tatsächlich eine Brücke zu Realität. In seiner Peron, aber nicht in den Umstränden seines Todes, den Bolaño hier thematisiert. Denn alles rundherum ist Fiktion, sind fiktionale Zustände und Ereignisse.
Der Roman wirkt auf mich wie das Ergebnis einer zufälligen Aneinanderreihung von Idee und Gedanken, als hätte sich Bolaño hingesetzt und begonnen zu schreiben, ohne zu wissen wohin ihn seine Erzählung führen würde.
Pierre Pain, so viel ist zu verraten, ist nicht erfolgreich: Vallejo stirbt an seiner seltsamen Krankheit.
Hätte Bolaño nicht seinen Roman „2666“ geschrieben, so wäre „Monsieur Pain“ wahrscheinlich niemals auf Deutsch übersetzt worden. Für mich persönlich ist dieser frühe Roman eine sehr unübersichtliche Erzählung, die sich im Anspruch, die verschwimmenden Grenzen zwischen Realität und Illusion zu beschreiben, selbst im Weg steht. Wird zur Komplettierung ins Regal unter „B“ wie Bolano gestellt, ist aber keiner weiteren Erinnerung wert.