Graham Moore: Verweigerung
Autorin/Autor: Moore, Graham
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Wie das Urteil in einem Mordprozess, der zehn Jahre zuvor für Aufsehen sorgte, zustande kam, soll für eine Fernsehdokumentation nachgestellt werden. Denn dieses damalige Urteil war eine Sensation in deren Mittelpunkt Maya Seale, eine der Geschworenen, stand .
Der farbige Lehrer Bobby Nock war angeklagt, seine weiße Schülerin Jessica Silver getötet zu haben. Eine Reihe von Indizien sprachen dafür, eines davon wog besonders schwer: Bobby und Jessica hatten, alles weist darauf hin, eine geheime Beziehung. Der Prozess sollte nach Ansicht der Staatsanwaltschaft, der Beobachter, der Medien und sichtlich auch der Mehrheit der 12 Geschworenen nur eine Formsache sein, man ging von einem klaren Schuldspruch aus, neben den Indizien auch unter dem Eindruck des allgegenwärtigen Rassismus.
Nach einer monatelangen, ermüdenden Verhandlung konnten sich die Geschworenen endlich zur Beratung zurückziehen. Eine erste Abstimmung brachte dann das unerwartete Ergebnis: 11 Stimmen für „schuldig“, eine Stimme für „nicht schuldig“ – Mayas Stimme. Am Ende der Beratungen hatte sich Maya durchgesetzt und Bobby Nock wurde freigesprochen.
Zehn Jahre später taucht Rick, einer der Geschworenen, mit dem Maya damals ein verbotenes Verhältnis hatte, auf. Er hatte bei den Beratungen bis zum Schluss darauf bestanden, dass Bobby Nock schuldig wäre, erst als letzter war er umgeschwenkt. Rick hatte nach dem Prozess Maya öffentlich angegriffen und ein Buch darüber geschrieben, dass die Geschworenen ein Fehlurteil gefällt hätte – nach seiner Ansicht war der Angeklagte ganz eindeutig schuldig. Nun stellt sich heraus, dass Rick die vergangenen zehn Jahre dazu verwendet hatte, weitere angebliche Beweise für seine Überzeugung zu finden. Mit dem Ergebnis seiner Nachforschungen hatte er einen Fernsehsender davon überzeugt, nun die Dokumentation zu produzieren – darin wollte er seine neuen, sensationellen Beweise präsentieren.
Es steht auch so im Buch: Graham Moore nimmt sich beim Aufbau seines Thrillers die legendäre Agatha Christie zum Vorbild. Wie bei ihr sind auch in Moores Roman von Beginn an alle Spuren vorhanden, alle Personen treten von Beginn an auf und auch die Person, die für den Tod eines der Geschworenen verantwortlich ist, spielt von Beginn an eine Rolle.
Graham Moore inszeniert einen sehr detailreich und vielschichtig aufgebauten Krimi, führt seine Leserschaft Schritt für Schritt näher an die Wahrheit heran. Was die Wahrheit ist, das lässt aber in der Welt aus Rassismus, Vorurteilen und Obsessionen nicht immer eindeutig bestimmen.
Maya, die ihre Erfahrungen als Geschworene zum Anlass nahm, Anwältin zu werden, lässt sich auch von der Polizei, der Staatsanwaltschaft und ihrem eigenen Boss nicht davon abhalten, die Rätsel zu lösen: ist Bobby Nock der Mörder von Jessica? Wer tötete den Geschworenen? Welche Geheimnisse tragen die anderen Geschworenen mit sich herum?
„Verweigerung“ ist kein rasanter Thriller aber einer, der es zunächst versteht, seine Leserinnen und Leser so weiter zu fesseln, dass man sich selbst sehr motiviert an der Aufklärung beteiligt. Zunächst.
Graham Moore hat sich entschlossen, seinen Thriller in einem Wechsel von Rückblicken auf den zehn Jahre zurückliegenden Prozess und dem gegenwärtigen Geschehen zu schreiben. Diese Rückblicke sind zu Beginn auch noch interessant zu lesen, mit Fortdauer gewinne ich aber den Eindruck, dass der Autor sich zwar für diese Form entschieden hat, ihm aber dann die Idee dafür ausgegangen sind. So werden die Rückblicke zunehmen langweilig und verleiten dazu diese Seiten rasch durchzublättern.
Nach einem überaus vielversprechenden Beginn erleidet der Roman dann ein betrübliches Schicksal. Weil es weder ein richtiger Justizthriller noch ein richtiger Krimi noch ein richtiger sozialkritischer Roman wird, verirrt sich die Handlung in immer mehr Richtungen und in keiner davon kann Graham Moore das Versprechen der ersten Kapitel einlösen.
„Verweigerung“ ist zwar bis zum Schluss ein gut lesbarer Roman, aber die Spannung verabschiedet sich frühzeitig, woran auch die durchaus überraschende Lösung nichts ändern kann.