Buchbesprechung/Rezension:

Heinrich Steinfest: Amsterdamer Novelle

Heinrich Steinfest: Amsterdamer Novelle
verfasst am 19.12.2021 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Steinfest, Heinrich
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Zu Anfang die Frage, wie sehr wir unseren Sinneseindrücken vertrauen können. Was wir sehen – ist es real oder bauen wir in unserem Gehirn ein Bild so um, dass es zu unserer Vorstellung passt?

Wie meist in den Geschichten, die Heinrich Steinfest schreibt, geht es auch hier darum, einem Mysterium auf den Grund zu gehen. Ein Mysterium, das sich in dieser Novelle, ergänzend zur Frage nach der Zuverlässigkeit unserer Sinne, aus der Frage ergibt, welche Wirklichkeit ein Foto denn nun tatsächlich abbildet? Mit diesen vielen Eindrücken, den verfälschen Bildern, die einem andauernd vorgesetzt werden, ist es manchmal wirklich nicht einfach, das Wahre vom Gefälschten zu unterscheiden.

Roy Paulsen hat einen Beruf, in dem er nicht Bilder, sondern Gesichter ein wenig überarbeitet, damit sie optimiert für die Zuseher erscheinen. Visagist beim Fernsehen zu sein bedeutet, für die Menschen draußen so ein Gesicht möglichst ohne Mangel auf den Bildschirm zu bringen.

Es ist das Foto eines Hauses in Amsterdam, das Roys Sohn Tom ihm zeigt. Vor dem Haus ein Mann auf einem Fahrrad, der Roy sein muss, kein Zweifel, einen zweiten Menschen, der genauso aussieht, kann es nicht geben. Dazu noch, schemenhaft erkennbar, ein Baby, das durch ein Fenster im obersten Stock des Hauses blickt. Doch Roy war noch nie in Amsterdam.

Um selbst herauszufinden, was es mit diesem seltsamen Bild auf sich hat, reist Roy nach Amsterdam, wo er nach wenigen Tagen das richtige Haus findet, durch die unverschlossene Türe eintritt und damit direkt am Ort eines Gewaltverbrechens landet.

Kurzgeschichten / Novellen wie diese, knapp 100 Seiten lang, finde ich als ganz wunderbaren Lesestoff (wenn sie denn ein wunderbarer Lesestoff sind). Das bedeutet an jedem Tag ein neues Lese-Abenteuer, eine neue Geschichte, eine neue Welt, auf die man sich freuen kann. Weil es so wenige Seiten sind, ist wenig Platz für Ausschmückungen vorhanden, womit die Story ohne Verzögerung oder Umwege dem Ziel zustrebt.

Die „Amsterdamer Novelle“ ist ersten bis zum letzten Satz gleich amüsant wie spannend – auch wenn man sich zur Hälfte wenigstens die Hälfte des Rätsels schon ausmalen kann, so erklärt diese Zwischenerkenntnis noch nicht, was es mit dem Bild auf sich hat. Beim Lesen sollte man nie vergessen, dass es Heinrich Steinfest ist, der die Geschichte geschrieben hat – ob es also eine wirkliche Auflösung gibt, oder ob alles irgendwie unscharf bleibt, muss sich noch herausstellen.

Und ja: diese Geschichte ist ein wunderbarerer Lesestoff!

 




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