Buchbesprechung/Rezension:

Johann Wolfgang von Goethe: Goethes schlechteste Gedichte
Mit Cartoons von Hauck & Bauer

Goethes schlechteste Gedichte
verfasst am 13.12.2021 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Goethe, Johann Wolfgang
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Als vor ein paar Tagen berichtet wurde, dass der Schweizer Kampa-Verlag den Salzburger Verlag „Jung und Jung“ übernommen hatte, war das der Anlass für mich, einmal durch das Verlagsprogramm von Jung und Jung zu blättern.

Dabei stach mir dieses kleine Büchlein ins Auge: ein „Worst-of“ des Dichterfürsten? Das versprach jedenfalls ein Lesen der anderen Art.

Und wirklich: was da – kaum mag man es glauben – als aus der Feder von Goethe entstammend zu lesen ist, liest sich wie die sehr unbeholfenen ersten Schreib-Versuche eines Teenagers. Was auch gleich das erste Manko dieses Büchleins aufzeigt: es fehlen die Jahreszahlen dazu, denn die Information, in welchem Alter er was davon geschrieben hat, wäre ungemein hilfreich.

Nun ja; so liest man sich reichlich amüsiert durch eine Menge an dahin stolpernden Reimen, recht sinnentleerten Vier- oder Mehrzeilern, Gedichten, bei denen man sich fragt, was denn eigentlich der Inhalt ist. Bei einigen Reimen kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass Goethe das reimende Wort erst lange suchen musste, um dann irgendetwas hinzubiegen, nur damit der Reim ein ebensolcher wurde. Dass Goethe sich bei diesen kleinen Lyrik-Katastrophen oft auch selbst nicht ganz ernst nahm, lässt sich erahnen.

Nur ein Beispiel:
Was ist denn aber beim Gespräch,
Das Herz und Geist erfüllte,
Als daß ein echtes Wort-Gepräg
Von Aug zu Auge quillet!
Kommt jener nun mit Gläsern dort,
So bin ich stille, stille;
Ich rede kein vernünftig Wort
mit einem durch die Brille

… und es gibt noch viel Schlimmeres zu lesen …

Vieles davon mag nur auf einem Notizzettel dahin gekritzelt worden sein, vielleicht als Gedankenblitz, um ihn nicht zu vergessen, und war dann doch vergessen worden.

Zwar amüsant und auch beruhigend, dass selbst so begnadete Schreiber wie Goethe völligen Nonsens produzieren können. Aber es fehlt wirklich eine inhaltliche Klammer dazu – Gottfried Amsel, der all das zusammengesammelt hat, hätte auch Erklärendes (wann geschrieben, was sind die Quellen, wurde etwas davon veröffentlicht oder sind es  wirklich nur Notizen, etc.) hinzufügen müssen.

So liest man zwar vieles, das schon knapp an der Grenze zum Fremdschämen liegt (und einige werden sich vielleicht erinnern, in jungen Jahren selbst recht ähnliches versucht zu haben) manches ist in seiner Banalität wirklich urkomisch, aber so ganz zusammenhanglos abgedruckt bleibt es leider nur eine halbe Sache.

Sterne bekommt deshalb nur Goethe für die Erkenntnis, dass auch er nicht vor literarischen Unglücksfällen gefeit war. :-)

PS: und jetzt noch einmal den Zauberlehrling lesen, quasi als Wiedergutmachung …




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