Buchbesprechung/Rezension:

Ralf Langroth: Ein Präsident verschwindet
Die Philipp-Gerber-Romane (2)

Ein Präsident verschwindet
verfasst am 21.07.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Langroth, Ralf
Genre:
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Berlin im Jahr 1954: die Mauer steht noch nicht, man kann ohne viel Mühe zwischen den Besatzungszonen wechseln. Für die Ereignisse, die den historischen Hintergrund für diesen Roman bilden, ist es wichtig, das zu bedenken.

Wer war Otto John?

Bis zum 20. Juli des Jahres 1954 war Otto John der Präsident des Verfassungsschutzes der BRD, dann verschwand er zunächst spurlos, um wenig später in Ostberlin aufzutauchen. Was geschah, welche der vielen möglichen Deutungen des Geschehens und der späteren Nachforschungen ist Wahrheit und was nur die Folge eines gelungenen Täuschungsmanövers?

Wenig später erhält Phillip Gerber den Auftrag, direkt von Kanzler Adenauer, die Affäre aufzuklären. Diskret, vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen, soll Gerber ermitteln, das ist die strikte Vorgabe Adenauers, oder, wie es in Adenauers Kölner Dialekt klingen kann:

Je mehr wir die Sache herunterspielen, desto wenijer Kapital können die Sowjets und Ulbrichts Vasallen daraus schlagen. Wir müssen still und leise arbeiten, dürfen kein jroßes Jewese darum machen.

Etwas könnte Johns Verschwinden mit Gerbers persönlichem Umfeld verbinden: Seine Freundin Eva Herder ist kurz nach John ebenfalls verschwunden, auch bei ihr führt die Spur nach Ostberlin.

Wenn ich die eigentliche Handlung des Thrillers wirklich sehr realistisch und nachvollziehbar finde, so wirkt im Gegensatz dazu alles, was sich um zwischenmenschliche Beziehungen dreht, etwas holprig. Das ist mir in diesen zweiten Roman der Reihe noch mehr aufgefallen als schon im ersten und trübt meine Lesefreude ein wenig. Beziehungsgeschichten zu beschreiben, gehört nicht so ganz zu den Stärken von Ralf Langroth.

Schon mit diesem zweiten Roman der Phillip-Gerber-Reihe, um wieder auf die überwiegenden positiven Eindrücke zu kommen, hat sich diese als eine überaus gut gelungene Symbiose von historischer Fiktion und historischen Fakten etabliert.

Romane über die 1950er-Jahre erscheinen nicht allzu häufig, umso mehr finde ich die Einblicke in diese Zeit der politischen Umbrüche spannend und informativ zugleich. Der Fall des Otto John ist eine der Episoden aus der Zeit des Kalten Krieges, von der man ansonsten heutzutage wohl kaum mehr etwas hören würde. Dazu spielen weitere historische Persönlichkeiten aus der Anfangszeit der Bundesrepublik wichtige Rollen in der Handlung, natürlich Konrad Adenauer und der frühere Wehrmachtsoffizier und spätere BND Präsident Reinhard Gehlen.

Wie sehr sich die Handlung des Romanes in die tatsächlichen Ereignisse in den 1950er-Jahren einfügt, lässt sich mithilfe des umfangreichen Nachwortes nachvollziehen. Dort hat der Autor die geschichtlichen Hintergründe zum Buch übersichtlich zusammengefasst.

Eine sehr gelungene Fortsetzung der Buchreihe!




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