Buchbesprechung/Rezension:

Josephine Tey: Der Mord in der Schlange
Inspector Grants erster Fall

Der Mord in der Schlange
verfasst am 17.08.2024 | 1 Kommentar

Autorin/Autor: Tey, Josephine
Genre:
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Eine Menschenschlange vor einem Theater in London. Typisch englisch warten alle geduldig in der Reihe darauf, dass die Kassen geöffnet werden.

Der Moment, in dem sich alle in Bewegung setzen, ist auch genau jener, in dem ein Mann zu Boden stürzt. In seinem Rücken steckt, sichtbar für die Umstehenden, ein silbernes Stilett und der Mann ist tot. So viele Menschen, doch niemand hat etwas bemerkt. Dabei muss der Mörder doch direkt neben ihnen, vor oder hinter ihnen gestanden sein.

Der Fall erregt Aufsehen, weshalb Inspector Alan Grant, einer der besten Männer bei Scotland Yard, damit beauftragt wird, den Mörder zu finden.

Eine Aufgabe, die zunächst kaum lösbar scheint, denn wenn nun wirklich niemand etwas gesehen hat, wo soll man beginnen. Nicht einmal auf der Tatwaffe finden sich Fingerabdrücke. So sind es sind kleine Schritte, die Grant langsam voranbringen, bis er endlich einer Spur folgen kann, die aber auch wieder sehr oft in Sackgassen führt.

Weil es die 1920er-Jahre sind, kann der Inspector nicht auf das technische Arsenal zurückgreifen, was der Polizei heutzutage zur Verfügung steht. Dafür kann er aber etwas nützen, das es heute nur selten gibt: Die Menschen sind immer allzu gerne bereit, Scotland Yard zu helfen, als Inspector hat Grant eine angesehene Position und sein einnehmendes Auftreten tut das Übrige, ihn Schritt für Schritt voran zu bringen.

Ausgenommen bei denjenigen, die etwas zu verbergen haben, natürlich.

Inspector Grant ist kein Wunderwuzzi oder fehlerloser Ermittler, Josephine Tey gesteht ihrem Serienhelden schon in diesem ersten Roman der Reihe zu, falsche Schlüsse zu ziehen und sich von vermeintlich ehrlichen Zeugen in die Irre führen zu lassen. Das macht den Krimi umso fesselnder, denn als Leser ist man dem Inspector oft einen Schritt voraus, ist über die Ablenkungsmanöver im Bilde, während die Polizei noch immer in eine andere Richtung ermittelt.

Deshalb wird man auch zweifeln, ob Grant dem wirklichen Mörder auf der Spur ist. Zweifel heißt aber nicht wissen, denn die Autorin geht dann doch nicht so weit, DIESEN Teil der Story schon frühzeitig zu verraten.

Ein wirklich klassischer englischer Krimi, der sich in Raffinesse und Stil und auch sonst in jeder Beziehung mit den Krimis von Agatha Christie messen kann. Der wesentliche Unterschied bei den Romanen dieser beiden großartigen Schriftstellerinnen liegt in der Atmosphäre und der Gesellschaft, in der die Romane angesiedelt sind.

Josephine Tey wählt als Schauplatz oft die nicht ganz so vornehmen Viertel und Orte, lässt ihren Inspector Grant auch in dunklen Seitengassen ermitteln und ihn sich dabei die Hände schmutzig machen.

Deshalb stehen die Romane der beiden Autorinnen einander auch nicht „im Weg“, sie ergänzen einander darin, dass es Verbrechen eben in allen Gesellschaftsschichten gibt.

„Der Mord in der Schlage“ ist eine wirklich wunderbar gemachte, überarbeitete Neuauflage des Romanes aus dem Jahr 1929, der erst im Jahr 1972 erstmals in deutschsprachiger Übersetzung erschien.

Dies ist der erste Fall mit Alan Grant. Ein überaus gelungener Auftakt, nach dem der Rest der Reihe quasi zur Pflichtlektüre avanciert. Leider umfasst die Reihe insgesamt nur sechs Romane …




Ein Kommentar

  • Gertie sagt:

    Interessant, dass dieser Krimi im Jahr 2024 von zwei Verlagen neu herausgebracht. Mein Exemplar hat den Titel “Warten auf den Tod” und ist im Verlag Oktopus bei Kampa unter der ISBN 9783311300557 am 13.06.2024 erschienen.

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