Buchbesprechung/Rezension:

Jens Siegert: Wohin treibt Russland?
Szenarien für die Zeit danach

Wohin treibt Russland?
verfasst am 19.10.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Siegert, Jens
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Ein Buch über die Details und Hintergründe zu dem, was in den Medien über Putin, seine Alleinherrschaft, seinen Überfall auf die Ukraine und über Russland berichtet wird.

Russland, das ist das Land, das in den letzten Jahren immer mehr zu einer faschistischen Diktatur verkommt, in dem, in dem Oppositionelle jederzeit damit rechnen müssen, ermordet zu werden, oder zu jahrelanger Haft verurteilt werden für angebliche Verbrechen.

Russland ist das Land, dessen Strukturen und Entwicklung Leuten wie Orban, Kickl, Höcke, Wagenknecht, Trump und Rechtsextremisten als ideales Vorbild dient. Denn dort werden Andersdenkende entfernt, Medien gleichgeschaltet und wer es wagt, öffentlich eine abweichende Meinung zu äußern, muss befürchten, jederzeit weggesperrt zu werden.

Jens Siegert erklärt nicht nur die gegenwärtige Situation, sondern beschäftigt sich auch mit der Geschichte des Landes und was daraus direkte oder indirekte Auswirkung auf die Gegenwart hat.

Dieser geschichtliche Teil des Buches ist eine sehr kompakte und damit sehr übersichtliche Darstellung der Geschichte Russlands, von den Anfängen über die Zeit der Herrschaft der Romanows, die Sowjetherrschaft, den Zusammenbruch der Sowjetunion und dann die Präsidentschaft Jelzins.

Die Zusammenhänge, die Ursachen für das, was seit der Machtübernahme durch Putin geschah und wie dieser sehr zielgerichtet in den zurückliegenden Jahrzehnten darauf hinarbeitete, zum „ewigen“ Alleinherrscher zu werden, beschriebt Siegert klar, logisch und verständlich.

Um zu verstehen, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass in Europa ein Staat einfach einen anderen überfällt und den Rest des Kontinents mit einer gut geölten Cyber-Armee bedroht, ist „Wohin treibt Russland“ eine äußerst wertvolle Lektüre.

Dabei werden die Dinge nicht nur zurechtgerückt, sondern auch mit einigen von der russischen Propaganda (und deren Unterstützern im Westen) verbreiteten Behauptungen aufgeräumt.

Interessant ist beispielsweise der Hintergrund zur oft vorgebrachten Behauptung, dass es eine Zusage gäbe, dass sich die Nato nicht nach Osten erweitern würde. Die Wahrheit dazu ist, dass es zwar eine solche Zusage gab, allerdings gegenüber der Sowjetunion und dem Warschauer Pakt, als deren Zusammenbruch noch nicht absehbar war.

Die Staaten, die in den 1990er unabhängig von Moskau wurden, bezeichnet Siegert konsequent als Kolonien der Sowjets. Das ist sicher eine sehr treffende Einschätzung, denn die baltischen Staaten, die Ukraine, Georgien, die Staaten in Zentralasien – sie alle gewannen nach ihrer Unabhängigkeit ihre Souveränität zurück und hatten dann natürlich jedes Recht, selbst über ihre Zukunft zu entscheiden; Beitritt zur NATO inklusive.

Nun residiert mit Wladimir Putin ein Herrscher im Kreml, der ganz klar die geografische Größe der einstigen Sowjetunion wiederherstellen möchte. Dazu wird er jede Gewalt anwenden, die er für nötig erachtet.

Und deshalb ist es auch wichtig und notwendig, die Ukraine dazu zu unterstützten, diese Machtfantasien Putins zu bremsen. Denn wenn Putin die Ukraine okkupiert, dann ist es sicher, dass er daraus ableiten wird, dann auch weitere Staaten überfallen kann. Eine Politik, die in bedrückender Weise an das Vorgehen Hitlers am Vorabend des 2. Weltkrieges erinnert.

Und wie geht es weiter?
Jens Siegert sieht auf Basis der gegenwärtigen innerrussischen Verhältnisse nur wenig Spielraum, dass in absehbarer Zeit dort die Demokratie Einzug hält. Wir werden es also voraussichtlich noch länger mit einem machtgierigen Despoten in Europa zu tun haben; selbst danach hinterlässt Putin ein Erbe, das es Russland rasch zu einer Demokratie zu werden.

Von mir eine Leseempfehlung für dieses Buch: es macht Zusammenhänge deutlich!




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