Buchbesprechung/Rezension:

Jonas Jonasson: Der verliebte Schwarzbrenner und wie er die Welt sah

Der verliebte Schwarzbrenner und wie er die Welt sah
verfasst am 17.11.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Jonasson, Jonas
Genre:
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 1]

Ein Schelmenroman: Jonas Jonasson hat sich für seinen neuesten Roman etwas ausgedacht, das mit diesem Wort ganz genau beschreiben lässt.

Es ist die Geschichte von Algot Olsson, dem Sohn eines wohlhabenden Schweinebauern. Vater ist ein ehrlicher, fleißiger Mann, dessen einziger Fehler es ist, dem Grafen, dessen Land genau an das Land der Olssons grenzt, im Weg zu sein. Als der Graf, seiner Frau zuliebe und um seine Ruhe zu haben, Olsson anbietet, dessen Land zu kaufen, lehnt Olsson ab. Nicht sehr höflich, wie es eben seine Art ist, sondern kurz und knapp.

Doch der Graf lässt sich nicht abspeisen, schon gar nicht von so einem einfachen Bauern, denn immerhin liegt ihm seine Frau andauernd in den Ohren, denn sie will dieses Land der Olssons, um mehr Platz für ihre Araber-Hengste zu haben. Diese Leute sollen wegziehen und überdies dankbar sein, dass ihnen dafür sogar noch ein überaus großzügiges Angebot gemacht wird; aber nein, sie widersetzen sich.

So lässt sich der Graf allerlei Lügengeschichten einfallen, um Olsson anzuschwärzen und schreckt auch nicht vor Sabotage zurück. Kurzum: am Ende verliert Vater Olsson alles und verstirbt alsbald. Zurück bleibt Algot, der, etwas über zwanzig Jahre alt, sein Bestes gibt, um nach dem Tod des Vaters auf die Beine zu kommen. Doch der ehrlichste und fleißigste kann wenig tun, wenn sich der Graf wie ein Feudalherr aufspielt und am Ende auch den Sohn aus dessen Haus vertreibt.

Wenns nicht das Ende der Geschichte ist, dann ist es erst der Anfang: denn so leicht lässt sich Algot nicht unterkriegen. Und weil er dann auch noch die nötige Portion Glück hat und die richtigen Leute trifft, dann hat der Graf noch lange nicht gewonnen.

Was ist denn nun der Schelmenroman darin?

Nun, es geht um die Auseinandersetzung zwischen einem Adeligen, der seiner vermeintlich überlegenen Herkunft wegen meint, dass alles nach seinem Wunsch zu geschehen hat. Und auf der anderen Seite die gewitzten Menschen, die sich gegen so einen wie den Grafen listig zur Wehr setzen. Wohl wissend, dass es nicht einfach sein würde, einem Grafen einfach so nach geltendem Gesetz etwas aufzwingen zu können, lassen sich Algot und seine Mitstreiter immer Neues einfallen.

Da kann der Graf noch so oft versuchen, seine Position als bedeutender Mann auszuspielen – denn bei niemand anders als bei ihm machen Schwedens Könige auf dem Weg nach Dänemark Station:  gegen den Ideenreichtum von Algot und dessen Freunde kommt er nicht an.

Zwischen dem Grafen, seiner Familie und den Bewohner des Landes rundherum beginnt ein überaus witziges und temporeiches Intrigenspiel, in dem einmal die einen, dann wieder die anderen die Nase vorne haben.

Es ist fast unmöglich, Jonassons Romane nicht zu mögen. Die Figuren, die er dafür erschafft, wachsen einem schnell ans Herz und wenn nicht – wie, wie überraschend, beispielsweise der Graf – dann meint man sie doch zu erkennen.

Das Königreich Schweden in der Mitte des 19. Jahrhunderts wird mit diesem Roman auch für einen Mitteleuropäer wie mich vertraut. So nebenbei fließen auch ein paar historische Hintergründe in die Story ein, damit man auch ganz sicher sein kann, wo und wann sich das alles zuträgt.

Alles zusammen macht ein von der ersten bis zur letzten Zeile bestens unterhaltendes Buch, eine wunderbare Komödie. Mit viel Witz, Augenzwinkern und dann auch wieder einigen fesselnden Momenten, wenn man gespannt darauf wartet, welchen Einfall Algot und Freunde haben werden, um eine neue Gemeinheit der Grafenfamilie zu neutralisieren. Dass es dabei immer um die Konflikte zwischen dem Adel und den „einfachen“ Leuten geht, verliert die Geschichte nie aus den Augen.

Schade ist nur, dass es wahrscheinlich wieder ein Jahr zum nächsten Buch von Jonas Jonasson dauern wird. Ich könnte jetzt einfach weiterlesen …




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