Constanze Scheib: Mordshochzeit, Herrschaftszeiten
Die gnä’ Frau ermittelt (4)
Autorin/Autor: Scheib, Constanze
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Mit so einer Krimikomödie habe ich nicht gerechnet. Zwar sind auch schon die bisherigen drei Krimis aus der Reihe mit der gnä‘ Frau alle mit einem eindeutigen Augenzwinkern geschrieben, aber so turbulent wie in diesem vierten ging es bisher noch nicht zu.
Und so kommt das alles in Gang: die gnä‘ Frau Ehrenstein reist samt Gatten Oskar und ihrer Hausangestellten und Vertrauten Marie aufs Land zur Hochzeit von Siggi Trenter, Oskars bestem Freund. Die Braut soll, was man so redet, nicht wirklich standesgemäß sein, was im Hause Trentner nicht allen gefällt. Wenn dann Else, eben jene Braut, auch noch ein paar ihrer Freunde eingeladen hat, schräge Vögel kann man die nennen, dann ist ein Clash of Cultures absehbar. Hier die alteingesessenen Herrschaften, dort die „Emporkömmlinge“ und „Hippies“ von denen die anderen sowieso annehmen, dass die nur gekommen sind, weil sie glauben, dass für sie ein gehöriger Teil aus dem Trentner-Vermögen abfällt. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, hat Siggis Großmutter auch noch die ehemalige Verlobte ihres Enkels eingeladen, quasi als Statement, wie wenig sie von Siggis neuer Braut hält.
Eine Szenerie, bei der man sich ganz großartig amüsieren kann, denn Constanze Scheib stattet die einzelnen Protagonisten mit allerlei Eigenschaften aus, die zu gar nichts anderem als zu witzigen Momenten und Dialogen führen können.
Nicht genug davon, sind zur selben Zeit die Nachrichten voll von Meldungen über einen flüchtigen Bombenleger, der in Wien einen Polizisten umgebracht hat und sich irgendwo im Süden Wien auf der Flucht befindet. Es ist von Wien nicht weit nach Traiskirchen, wo sich die Hochzeitsgesellschaft versammelt hat. Aber es wird schon nichts passieren …
Wenn man beim Lesen immer wieder an dieses großartige Lied „Verwandtschaftstreffen“ des Kärntner Sängers RIAN denken muss (und an die Textzeile „… und es eskaliert …“ daraus), dann ist das wirklich kein Wunder. Was sich da an tiefer Abneigung, Boshaftigkeit und schrägen Charakteren rund um den Tisch in der Trentner-Villa versammelt hat, das muss ja früher oder später … eben genau das: eskalieren!
Jetzt kommt, wenn auch indirekt, dieser ominöse Bombenleger ins Spiel: denn in der Gegend wurde eine Ausgangssperre verhängt, man weiß ja nicht, wo der Gangster sich herumtreibt. Die Gendarmerie ist in vollem Einsatz und als jemand aus der Hochzeitsgesellschaft ermordet wird, dauert es sehr lang, bis man überhaupt jemandem vom Gendarmerieposten erreichen kann.
Viel zu lang und so ist wieder einmal die gnä‘ Frau gefordert, das Verbrechen aufzuklären. Dass Marie dabei an ihrer Seite ist, weiß man schon aus den bisherigen Romanen; dass sich jetzt aber auch Ehemann Oskar als Hobby-Detektiv betätigt, ist durchaus überraschend. Wo der doch sonst so auf die Etikette achtet …
Wenn es schon turbulent begonnen hat, dann wird es noch viel turbulenter und mündet in einem Finale, das mehr lose Fäden verknüpft, als man zuvor überhaupt gesehen hat.
Obwohl … wenn man den Roman quasi zurückspult, dann wird man feststellen, dass alles, was am Ende herauskommt, in irgendeiner Form davor schon dastand.
„Mordshochzeit, Herrschaftszeiten“ ist also nicht nur sehr amüsant und flott, sondern auch ein Krimi zum Mitraten.
Macht wirklich viel Spaß!