Palm, Kurt: Bad Fucking
Autorin/Autor: Palm, Kurt
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Sündi
„Am Arsch der Welt spielt es sich ganz schön ab“ steht als erster Satz auf der Rückseite, also wenn sie so wollen, auf dem Arsch des Buches. Das finde ich eigentlich leicht untertrieben, denn wie es sich in diesem Roman abspielt spottet wirklich jeder Beschreibung. Dem kleinen Bad Fucking geht es nämlich echt beschissen.
Nach einem Bergsturz (nein nicht Fels, da ist gleich der komplette Berg heruntergekommen) von der Aussenwelt teilweise abgeschnitten, ist die einzige Einnahmequelle – der Fremdenverkehr – zusammengebrochen. Erschwerdend kommt hinzu, dass Bürgermeister Aloysius Hintersteiner im Zuge der Finanzkrise beinahe das gesamte Gemeindevermögen bei illegalen Veranlagungen durch einen windigen Finanzberater verloren hat.
Bad Fucking ist der einzige Ort Österreichs, wo es keinen Handy- und Internetempfang gibt. Die öffentlichen Gebäude, soweit noch geöffnet, sind in einem erbarmungswürdigen Zustand. Die Schreibmaschinen auch. Ein kleiner Lichtblick wäre die Errichtung eines Asylantenlagers am Höllensee durch die Baufirma der Innenministerin, quasi nebenberuflich.
Aber der Gendameriepostenkommandant und Vorsitzende des Vereins „Rettet die Aale“ Julius Wellisch ist der fixen Überzeugung, dass in diesem Sommer die Aale in den See zurückkehren und diesem Ereignis alles andere unterzuordnen ist. Der Sohn des Bürgermeisters, der Phillip, ist fanatischer Schwammerlfetischist und fotografiert vorrangig Pilze in erregierter Penisform und auch seinen eigenen, auf den er vorher „VRONI“ schreibt.
Aber nur weil sich „VERONIKA“ halt nicht ausgeht.
Die Veronika ist übrigens die Besitzerin des Fotogeschäfts, Veronika Sandleitner um genau zu sein und die erpresst ihn dann mit den Fotos. Der Zahnarzt Dr. Ulrich wird ebenfalls von ihr erpresst, weil der auch so gerne fotografiert – seine serbische Putzfrau zwischen den Beinen, da seine Passion „haarige Futterale“ sind.
Aber begonnen hat alles noch relativ harmlos. Eines Tages wird der ehemalige Hotelbesitzer Vitus Schallmoser, der nach einem Gefängnisaufenthalt seit fünf Jahren in einer Höhle im Wald lebt, ebendort tot aufgefunden. Da die Kühlanlage der Aufbahrungshalle defekt ist, muss der Leichnam im Kühlraum der Fleischerei Pamminger gelagert werden, da sich auch noch eine unmenschliche Hitzewelle über das Land gebreitet hat. Dies sollte in den folgenden Tagen noch ein sehr einträglicher Zusatzverdienst für den Metzger werden!
Da der praktische Arzt gerade auf Urlaub weilt, muss der Zahnarzt den Totenschein ausstellen – auch für ihn wird das relativ schnell zur Routine. Denn nach einer zurückhaltenden Aufwärmphase wird gestorben, was das Zeug hält – vom Schwammerlgulasch bis zur Kugel in den Rücken ist da alles dabei. Irgendwann habe ich mit dem Leichenzählen aufgehört!
Die Bad Fuckinger Gemeindesekretärin, die Frau Sussalek, wird bei der nächsten Volkszählung bedeutend weniger zu tun haben, als beim letzten Mal. Zu allem Überdruss verschwindet dann auch noch Innenminsterin Maria Sperr auf dem Weg nach Bad Fucking spurlos. Jetzt ist wirklich die Hölle los und über dem Atlantik braut sich ein Unwetter unvorstellbaren Ausmaßes zusammen und nimmt Kurs auf Mitteleuropa.
Kurt Palm, Erfinder der „Nette Leit – Show“ mit Hermes Phettberg hat mit „Bad Fucking“ eine gnadenlose Provinz-, Politik- und Krimigroteske abgeliefert. Gnadenlos erscheint mir in diesem Zusammenhang aber schon wieder als Untertreibung! Äußerst seltsame Charaktere bevölkern den Roman, eine skurille Szene jagt die nächste, alles eingebettet in das typisch Österreichische.
Selten habe ich einen Krimi gelesen wo auf knapp 300 Seiten so viel geschissen, gespieben, gepinkelt, gefurzt, masturbiert und geschwitzt wurde wie in „Bad Fucking“. Praktisch alle vorhandenen Körperöffnungen sind laufend im Einsatz. Manchmal habe ich geglaubt ich lese nicht richtig, dann habe ich’s noch mal gelesen und mir gedacht: ‚So sind wir halt! Was soll ich machen?’
Aber was kann man/frau von einem Land sonst erwarten, wo in der Fernsehwerbung für eine Lebensmittelkette über „Schweine-Gacksi“ philosophiert wird. Wenn sie einen breit aufgestellten Humor besitzen und diesen auch schräg stellen können, ist vom Schmunzeln bis zum über die Ufer treten des Höllensees alles drinnen.
Um die Kirche in „Bad Fucking“ zu lassen: es handelt sich noch immer um trashige Literatur, aber auf sehr hohem Niveau und gut erzählt! Mir scheint der Residenz-Verlag entwickelt sich zur Heimstätte der großen Satiriker. Über Alek Popov und seine fliegenden Hunde erzähle ich euch das nächste Mal.
PS: Ich bin übrigens am Montag quasi „Vater“ eines kleinen Zakelschafes geworden. Es heisst Zacharias und ist komplett schwarz, also ein schwarzes Schaf. Ob es in Zukunft allerdings auch bei mir leben soll, muss ich mir noch überlegen.
Ausgezeichnet mit dem Glauser-Preis 2011 in der Kategorie Bester Roman
Hallo Elke!
Ja, meine Familie wächst zur Zeit wie verrückt!
Und ja, mein Schwan ist auch schon zur Welt gekommen und ist wunderschön geworden, war quasi nie ein hässliches Entlein.
Bin Mama, Papa, Taufpate, Firmgöd, Beistand und Spiritus Rector in einer Person für mein kleines Baby.
Zakelschafe sind eine besondere Rasse, haben so eine Art Dreadlocks und Zacharias sieht ein bisschen aus wie der junge Bob Marley, nur halt als Schaf.
Ich bin sein Taufpate und später dann sein Erziehungsberechtigter – jetzt ist er ja noch bei seiner Mama.
Aber ab dem Sommer wird er bei mir im Garten leben und meinen Rasenmäher ersetzen – mir geht nämlich das Geräusch ziemlich auf die Nerven.
„Bad Fucking“ leihe ich dir natürlich sehr gerne, möchte es nur noch vom Palm bei der Lesung signieren lassen dann kannst du’s haben.
PS: Muss dich allerdings warnen: Es könnte deine geistige Gesundheit beeinträchtigen.
High Sündi!
Zuerst hör ich mir die Lesung von Kurt Palm an und dann, kannst du mir das Buch dann borgen?
Und was heißt Vater geworden? Zakelschaf? Was ist denn das? Du hast doch gerade auch noch ein Baby, einen Schwan geboren!!! Also was jetzt??? Papa? Mama? Und dann noch zur Adoption frei gegeben???