Buchbesprechung/Rezension:

Ken Follett: Sturz der Titanen

verfasst am 05.10.2010 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Follett, Ken
Genre:
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[Gesamt: 5 Durchschnitt: 4]

Europa und die Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Eine Zeit, in der einander alte Traditionen und neue Gedanken meist unversöhnlich und verständnislos gegenüber stehen. Auf der einen Seite der Adel und die Priviligierten, deren Weltordnung  sich langsam aber sicher dem Ende zu neigt. Auf der anderen die unüberschaubare Masse der Bauern, Arbeitern, die langsam beginnen an dem alten Weltbild zu rütteln. Und über allem die aufkommende Gefahr eines Weltkrieges.

Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass Follett eine weit ausgreifende Geschichte erzählen wird. Familien aus den Ländern des alten Kontinents, Adelsgeschlechter mit Wurzeln in vielen Nationen, Arbeiter, die sich und ihre Angehörigen zur gerade eben so ernähren können. Totalitäre Traditionen in Russland, Liberale Gedanken aus Amerika, die Angst vor Revolutionen.

Zu Beginn des Buches steht eine Liste mit Namen, die über 6 Seiten geht. Namen von Russen,  Engländern, Deutschen, Österreichern, Amerikanern, Schotten, Walisern und Franzosen. Damit ist der Handlungsbogen gespannt. Überall dort hin, wo dieses Menschen leben, wird uns dieses Buch bringen, wird von ihrem Leben, ihren Ängsten und Hoffnungen erzählen.

Im ersten Band der als Trilogie angekündigten Romane über das 20. Jahrhundert erleben wir zehn Jahre, in denen die alte Welt auseinander bricht und in denen eine neue Welt entsteht (von der wir heute wissen, dass sie auch nicht von Dauer war).

Die Jahre 1911 – 1920, darum geht es in „Sturz der Titanen“. Eine Zeit und ein Krieg, die wir vorrangig aus den Geschichtsbüchern und aus  körnigen Schwarz-Weiss-Filmen kennen. Follett macht aus diesen vorhandenen Kenntnissen ein Geschehen in Farbe. Mitgefühl mit denen, die ungerecht behandelt werden und Abneigung gegen die, die ungerecht handeln, kommen auf und damit die Lust, immer weiter zu lesen, auch wenn man schon ein paar Stunden damit verbracht hat.

Das Leben der Bergarbeiter, die Winkelzüge der Diplomatie am Vorabend des Weltkrieges, die Unterdrückung der Menschen in Russland, die zu einer Revolution führen musste und noch viel mehr, geschildert und auch erklärt anhand der Schicksale Einzelner. Sie kommen aus gänzlich unterschiedlichen Welten und das ist ein wesentlicher Teil der Spannung in diesem Buch. So verschieden ihre Herkunft auch sein mag, letzten Endes sind doch alle in einem gemeinsamen Schicksal verbunden, in dem sich der weitere Weg der Menscheit entscheidet. Und alle haben in der einen oder anderen Weise Anteil daran, wohin dieser Weg führt.

Am Vorabend des 1. Weltkrieges überstürzen sich die Ereignisse. Kriegstreiber stehen gegen Friedenswillige und obwohl wir wissen, wie der Gang der Geschichte war, fiebert man trotzdem mit, ob es vielleicht doch noch die Chance gäbe, die große Katastrophe zu verhindern. Änhlich erging es mir auch mit den anderen Abschnitten im Buch – mitfiebernd.

Schon nach wenigen Seiten stellte sich das Gefühl ein, das ich schon bei „Säulen der Erde“ und „Tore der Welt“ hatte: mit Spannung den Fortgang der Geschichte lesen und dabei hoffen, dass das Buch nicht allzu schnell zu Ende ist. Das wird bei mehr als 1.000 Seiten zwar sowieso nicht geschehen, aber auch 1.000 Seiten können zu kurz sein.

Follett schaffte es, mich schon wieder direkt hinein zu ziehen in Beschreibung des Schicksal von Menschen und Familien. Das Wissen aus den Geschichtsbücher ist eine gute Unterlage dabei und wird beim Lesen lebendig. Greifbar, wenn sich die Schicksale der erfundenen Personen im Buch immer wieder und immer öfter mit realen Charakteren und Geschehnissen aus der Geschichte kreuzen. Es kreuzen sich auch immer wieder die Wege der Familien Williams, Fitzherbert, von Ulrich und Peschkow.

Unterschiedlicher könnte die Herkunft dieser Familien nicht sein, doch während des Krieges verschieben sich nicht nur die Grenzen von Ländern, es fallen auch gesellschaftliche Schranken und eröffnen sich neue Horizonte. Wir begleiten die Mitglieder dieser Familien auf ihrem Weg durch die Krisen, erleben ihr Glück und ihre Betroffenheit und erleben mit, wie sie sich in stürmischen Zeiten behaupten – kurz:  es ist eine Mehrfamilen-Saga der besonderen Art.

Die Befürchtung, dass die Vielzahl der Namen am Beginn des Buches zu einem verwirrenden Hin und Her werden würde hat sich überhaupt nicht bestätigt. Nur selten musste ich in der Liste nachschlagen, denn die eindrückliche Beschreibung der Personen sorgt dafür, dass man sie nicht vergisst und immer weiß, mit wem man es gerade zu tun hat und mit wem diese Person in welcher Verbindung steht.

Ich war beeindruckt und warte voller Ungeduld auf die nächsten zwei Bände!




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