Aichner, Bernhard: Für immer tot
Autorin/Autor: Aichner, Bernhard
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Der Tag, der mit einem geruhsamen Filmabend auf der Terrasse ausklingen sollte, wird der Tag, an dem ein wahrer Höllenritt für Max Broll beginnt. Er beginnt mit einem Handy, das mit einem Mal in Max‘ Zimmer liegt. Eines dieser Seniorenhandys, so eines mit den großen Tasten, hinter der jeweils eine Nummer gespeichert ist. Eine dieser Nummern verbindet mit einem Handy in einer Kiste, die irgendwo tief im Boden vergraben liegt.
Einige Monate lang war es wie das Leben im Paradies: Max und Hanni endlich zusammen, sich miteinander wohl fühlen, das Leben gemeinsam genießen. Baroni und la Ortega und Max half dabei, die beiden zusammen zu bringen. Und Tilda, Max‘ Stiefmutter und beste Freundin. Alles hatte sich in die richtigen Bahnen bewegt, es war das Leben, das Max ersehnt hatte.
Es ändert sich in dem Moment als am anderen Ende, tief im Boden in der Kiste, jemand das Gespräch annimmt: Tilda – entführt, vergraben, irgendwo im Dunkeln, verzweifelt, hilflos.
Es stürzt alles zusammen, Max‘ Welt und seine Psyche geraten gefährlich ins Wanken. Tilda, niemand weiß, wie lange der Akku ihres Handy noch halten wird, wie lange man noch mit ihr sprechen kann, Doch Tilda kennt ihren Entführer. So einfach scheint es jetzt zu sein. Diesen Leopold Wagner fassen, ihm den Ort des Grabes entreissen und Tilda befreien. Doch Wagner sitzt im Gefängnis, seit 18 Jahren, er sitzt dort, weil es Tilda war, die ihn damals des Mordes überführte.
Wie kann das sein? Wagner im Gefängnis, doch Tilda ganz sicher, dass er ihr Entführer ist? Max und Baroni glauben ihr und machen sich auf, dieses Rätsel im Alleingang zu lösen, während unter der Leitung der Polizei hunderte Menschen die Gegend absuchen um Tildas Versteck zu finden.
„Für immer tot“ ist ein beeindruckendes, fesselndes Lese-Ereignis, es sorgt für Atemlosigkeit von der ersten bis zur letzten Zeile.
Man spürt die Wut und den Hass, die Angst und die Verzweiflung, wenn Max versucht, Tilda zu helfen, er aber dabei nicht voran kommt. Man spürt, wie Baroni dem Freund helfen will, ihn immer wieder auf den richtigen Weg zurück bringen will, wie aber auch er sich sorgt – um Tilda und um Max.
Man ist Teilnehmer an den Gesprächen, will auch etwas dazu beitragen, will helfen. Denn diese Dialoge sind genau so, wie sie sein müssen, die Menschen im Buch sprechen genau so miteinander, wie wir alle miteinander sprechen würden in einer derartigen Lage. Auch deshalb ist man mitten in der Geschichte, nicht nur passive/r Leser/in.
Und wer glaubt, dass es im ersten Drittel des Buches schon nervenaufreibend genug war, sollte sich wappnen, denn Bernhard Aichner lässt keine Zeit zum Entspannen, er steigert die Spannung mitleidlos immer weiter.
Der erste Roman mit Max Broll, dem Totengräber, hat mich schon schwer beeindruckt. Dieser zweite Broll aber, der zweite Krimi von Bernhard Aichner, übertrifft praktisch alles, das ich in den letzte Monaten an Krimis und Thrillern gelesen habe.
GRAN-DI-OS!!
PS ein Tip: nicht lesen, wenn es draussen schon sommerliche Hitze hat – in Kombination mit der Spannung und dem Tempo in diesem Buch könnte der Kreislauf leiden.
PPS: das gibt 2 x 5 Sterne.