Buchbesprechung/Rezension:

Georges Simenon: Maigret und Pietr der Lette
Maigrets 1. Fall

verfasst am 09.09.2011 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Simenon, Georges
Genre:
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Ein wenig Ehrfurcht schien mir angebracht, als ich den ersten Maigret, den ersten Simenon, meines Lebens zu lesen begann. Neben Agatha Christie und Conan Doyle der große Klassiker unter dem Krimiautorinnen.  Für dieses Ereignis nahm  ich mir natürlich auch den allerersten Maigret zur Hand, den, der im Jahr 1929 mit dem Titel „Pietr le Letton“ erschien.  Nur ganz verschwommen kann ich mich, glaube ich wenigstens, an ein paar Maigret-Filme im Fernsehen erinnern, schwarz-weiß natürlich, aber wirklich sicher bin ich nicht, jemals einen gesehen zu haben. Beim Lesen aber, da bin ich sicher: dies ist – spät aber doch – definitiv meine Maigret/Simenon-Premiere.

Mit der Edition „Sämtliche Maigret-Romane“ vom Diogenes-Verlag macht das Lesen dabei mehr Freude als gewöhnlich, denn hier sind die Taschenbücher Hardcover und machen sich auch im Bücherregal recht ordentlich. Für diese Ausgabe mit 75 (glaube ich) Bänden wurde ausserdem die Übersetzung neu überarbeitet.

Der erste Fall für Maigret bedarf natürlich einer vernünftigen Einleitung, sprich, einer Vorstellung des Kommissars, dem Simenon eine recht markate Persönlichkeit verpasst, sowohl optisch als auch was sein Auftreten betrifft. Denn, damals im Jahr 1929 kannte man weder den Schriftsteller noch dessen Titelhelden. Beide mussten sich erst ans Licht der Öffentlichkeit kämpfen.

Maigret trägt seinen Teil dazu bei, indem er einen Fall vorgesetzt bekommt, der vorerst einmal eigenartiger nicht sein kann. In einem Zug, der in Paris ankommt, wird eine männliche Leiche gefunden. Die sieht, auf den ersten Blick, verblüffend jenem Mann ähnlich, den Maigret aus diesem Zug holen wollte, jenem Mann, den man als Pietr den Letten kennt.

Auch als Maigret wenig später im Hotel dem quicklebendigen Ebenbild des Toten (oder sollte es umgekehrt sein?) gegenüber steht, kann er nicht sagen, wer der  echte Pietr ist. Zwar ein Mann würde sich ein Mann mit dessen Qualitäten als einer der Top-Betrüger Europas nicht so leicht in einem Zugabteil umbringen lassen, aber wer kann da sicher sein? Obwohl nun direkt vor Ort gelingt es dem Kommissar nicht das Verschwinden von „Pietr“ und dessen Geschäftspartner zu verhindert. Quasi unter seinen Augen lösen sie sich in Luft auf und die arme Frau des Geschäftspartners ist verständlicherweise ein wenig beunruhigt, denkt gleich an Mord an ihrem Gatten.

Ein Abend, möglichweise gleich zwei Verbrechen: Maigret kehrt zurück in sein gut geheiztes Büro um sich gemeinsam mit seinem Assistenten Torrence beiden Fällen, die wohl mit Sicherheit miteinander in Verbindung stehen, zu widmen, doch Spuren sind vorerst nur spärlich vorhanden.

Das schöne an diesem Roman ist, dass sich die Welt so einfach in Gut und Böse aufteilen lässt. Hier Polizei = Gut, dort Verbrecher = Böse und dazwischen ein paar Leute, auf deren Einordnung man noch warten muss. Mehr ist nicht nötig, damit lässt sich wunderbar Spannung erzeugen!

Maigret, oft mürrisch, und trotz seiner fast jugendlichen 45 Jahren schon mit einigen schrulligen Meriten ausgestattet, erledigt die Angelegenheit in meist stoischer Ruhe, deren sichtbares Zeichen die Pfeife ist. Genau so, wie man sich das Bild des Kommissars eben vorstellt, wenigsten so lange, bis man ihn reizt. So ganz wie Jean Gabin, dessen Bild ich beim Lesen immer vor Augen hatte.

Dass dabei dieser erste Fall noch ein wenig in der Tradition von Groschenromanen (mit denen Simeon viele Jahre lang sein Geld verdiente) geschrieben ist , tut dem Vergnügen keinen Abbruch. Dem Vergnügen nämlich, noch weitere 74 Fälle des Kommissars vor sich zu haben.




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