Jasper Fforde: Im Brunnen der Manuskripte
Autorin/Autor: Fforde, Jasper
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Wer denkt , da setzt sich jemand hin, hat eine Idee und schreibt daraus einen Roman, irrt sich! Aber dieser Irrtum ist verzeihlich, denn dieses Buch, das die Erkenntnisse über Literatur über den Haufen warf, erschien erst im Jahr 2003 – davor kannte wohl kaum jemand die wahre Geschichte zwischen Buchdeckeln.
Nun, es stellt sich heraus, dass mitnichten eine Idee und eine Füllfeder/Tastatur ausreichen. Da ist noch viel mehr nötig, eine wahre Literatur-Industrie, und um alles richtig einzusetzen bedarf es einer gewaltigen Anstrengung. Wer hätte das gedacht!?
Wie inzwischen allgemein bekannt, gibt es Menschen, die sich durch die richtige Lesetechnik in ein Buch hinein versetzten können. Thursday Next ist so ein Mensch und sie sucht sich einen unbekannten, kaum gelesenen Krimi aus, um dort ihren Schwangerschafturlaub in Ruhe zu verbringen und sich nebenbei auch noch auf ihr Jurisfictions-Zertitifikat vorzubereiten.
Zu unserer (der Leserinnen und Leser-) Ehre muss man festhalten, dass auch Thursday nichts über den Brunnen der Manuskripte wusste, jenen Ort, an dem jedes Buch entsteht. Sie ist somit gleich erstaunt und überrascht wie wir, als sie erstmals davon erfährt – man muss sagen, es ist schon eine beeindruckende Organisation, die da zu Werke geht.
Wie jede Welt, ist auch die der Bücher von Viren verseucht und die Arbeit, diese Plage zu besiegen, endet nie. Genau so wie bei uns. Einige dieser Viren schaffen es dann auch ab und zu in unsere Realität vorzustossen. Da wird dann aus einem Literatur-Klassiker schenll einmal ein Groschenroman oder ein unleserliches Pamphlet – kommt ganz auf den Virus an.
Welche Viren sollen das sein, denkt man sich, denn so auf den ersten Blick sind gerade die Viren aus dem Brunnen der Manuskripte für uns nicht so leicht zu erkennen. Wer kennt aber nicht den „Am Ende des Tages“-Virus, der vor allem Politiker befällt, die dann dauernd englische Phrasen auf deutsch dreschen müssen. Oder den allseits gefürchteten „Schotter-Mizzi-Virus“! Der ist leicht zu erkennen, führt zu einer leiernden Aussprache, komplett sinnentleerten Inhalten der Sprache und dazu, dass die sprechende Person keine Ahnung von gar nichts mehr hat (Nur zwei Beispiele aus unserer eigenen Welt, die belegen, dass Jasper Fforde nichts erfunden hat, sondern alles wahr ist).
Zurück zum Buch: So ruhig wie erhofft, wird es für Thursday nicht. Ich sage nur „Softwareupdate“, „Landen Parke…?“, „Bösewichte“ und „Hades“.
Wer nun keine Ahnung hat, worum es hier überhaupt geht hat mit Sicherheit noch nie ein Buch mit Thursday Next gelesen … und sollte das genau jetzt schleunigst nachholen (Man beginne aber mit Band 1: Der Fall Jane Eyre). Wer das nicht macht ist selber schuld und versäumt eine der phantastischten Welten, die jemals in Büchern beschrieben wurden.
Für alle, die schon Jasper Fforde-Fans sind: man stolpert über eine Vielzahl an offensichtlichen und verstecken Hinweisen und Zitaten aus der Welt der Literatur und hinter jedem Absatz lässt sich ein schelmisches Augenzwinkern erkennen. Im Brunnen der Manuskripte, Band 3 der Thursday Next-Reihe, ist deren grandiose Fortsetzung.