Buchbesprechung/Rezension:

Peter Henisch: Großes Finale für Novak

verfasst am 15.10.2011 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Henisch, Peter
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Franz Novak  ist ein sehr harmoniebedürftiger Mensch. Dieses Bedürfnis lebt er besonders gegenüber sein Frau Herta aus. Sie gerät bei Konflikten immer in Rage und dabei überschlägt sich ihre Stimme, das kostet Novak zu viel Energie. Sein Sohn Bernd findet ihn diesbezüglich viel zu nachgiebig. Zwei Tage nach seinem 55. Geburtstag kommt Novak ins Spital. Eine Gallensteinoperation und die beginnende Leidenschaft zu Opern ändern Novaks Leben von Grund auf.

Zuerst alleine in einem Klassezimmer liegend,  wird das freie Bett mit dem Patienten Herrn Kratky belegt.  Dieser ist laut, in allen Dimensionen. Beim Reden, Schnarchen, Radio hören, Schnaufen, Furzen… 

Gegen den Lärm Kratkys und Novaks schlaflose Nächte hat die indonesische Krankenschwester Manuela ein ideales Rezept. Sie gibt ihm einen kleinen Kassettenrekorder mit Kopfhörern und Kassetten mit Opern. Novak mag aber gar keine Opern. Ja, er hasst diese Gejaule sogar. Das beginnt sich zu ändern. Anfangs willkommen gegen den Lärm  spürt er bald die Berührung von neuen Gefühlen, die durch die Musik sein Inneres durchfluten.

Novak versucht von Schwester Manuela herauszufinden, welche Geschichten hinter dieser Musik stecken. Ihr bedeuten Opern etwas, und er genießt es, ihr zuzuhören.  Die entstehende Nähe verursacht bei ihm bald Herzklopfen und einen erhöhten Blutdruck. Er hat sein Geheimnis. Er liebt ihre Musik. Und er träumt von ihr.

Nach seiner Genesung kommt Novak zurück in sein Haus in Grabern und empfindet plötzlich eine furchtbare Enge. Das Haus wirkt befremdlich, merkwürdig, peinlich komisch. Die Fotogalerie, mit Aufnahmen von ihm und seiner Frau Herta, erscheint ihm plötzlich absurd, skurril und lächerlich.

Gleichzeitig fehlen ihm die Musik und die Träume, in denen Manuela vorkommt.
Er muss diese Träume verscheuchen, die Musik aus seinem Kopf herausbringen und schleunigst in sein normales Leben zurückfinden. Vielleicht wäre ihm das auch gelungen, hätten sich die Bedingungen, die das normale Leben ausmachen, nicht geändert. Als Postangestellter wird er aufgrund von Einsparungsmaßnahmen in die Frühpension geschickt.

Zur inneren Unruhe kommt auch eine äußerliche, die sich in extremer Lärmempfindlichkeit niederschlägt. Der bellende Hund des Nachbarn, der Rasenmäher, die Baustellengeräusche, das Brummen des Geschirrspülers und vor allem die Stimme seiner Gattin, das alles empfindet er als reinste Zumutung.

Die Versuchung, den Lärmpegel mit Opernmusik verstummen zu lassen, wird immer größer. Zu Beginn will Novak dieser Versuchung widerstehen, ist doch die Musik untrennbar mit den Gedanken an Schwester Manuela verbunden.

Herta beginnt die Veränderungen an ihrem Franz wahrzunehmen. Sie macht sich ernsthafte Sorgen. So verlässt sich eines Tages früher als sonst ihren Friseursalon um mit ihrem Mann über ihre Ängste zu sprechen. Vor dem Haus, noch an die fünfzig Meter entfernt, hört sie Musik. Zuerst glaubt sie, diese käme aus dem Nachbarhaus. Nur Gestörte und Geschmacksverwirrte hören sich Arien girrender Frauenzimmer an.

Dann bemerkt sie, dass die Musik aus dem eigenen Haus kommt. Entsetzt stellt sie ihren Franz zur Rede, doch er spricht nicht mehr mit ihr.  Er verlässt das Haus und zieht in eine Pension, besorgt sich CD-Player, Kopfhörer und CDs und hört erlöst die Opern „Zauberflöte“, „Hoffmanns Erzählungen“, „Fliegender Holländer“…

Mit seinem ersten Besuch im Operhaus beginnt dann Novaks großes, erbittertes und tragisches Finale.

Eine berührende und tragische Geschichte!




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