Buchbesprechung/Rezension:

Daniel Glattauer: Ewig Dein

verfasst am 03.02.2012 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Glattauer, Daniel
Genre:
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[Gesamt: 6 Durchschnitt: 3]

Ein Versprechen oder eine Drohung?  Oder ein Versprechen, das sich mehr und mehr als Drohung entpuppt? Auf die Spur der bedrohlichen Bedeutung dieser Phrase macht sich Daniel Glattauer und kehrt damit, nach seinem phänomenal erfolgreichen Ausflug in das Genre der „Email-Romane“,  zurück in die Welt der „normalen Romane“.

Die meisten Leserinnen und Leser werden Glattauer nur von „Gut gegen Nordwind“ oder „Alle sieben Wellen“ kennen, Doch bereits davor gab es den Schriftsteller Daniel Glattauer, der u.a. mit „Darum“ oder „Der Weihnachtshund“ Bücher über Zwischenmenschliches schrieb die mir, ehrlich gesagt, noch besser gefielen als seine danach erschienenen internationalen Bestseller.

Gespannt also schlug ich „Ewig Dein“ auf um zu lesen, wie diese Rückkehr gelungen ist. Gleich der erste Eindruck: witzig. Geistreich und originell, das wird ein Spaß beim Lesen.

Judith sieht Hannes zuerst im Supermarkt, dann in ihrem Geschäft und bald auch in ihrem Herzen. Alles scheint auf ein Versprechen der beiden zueinander hinaus zu laufen. Bis, ja bis die Zuneigung von Hannes überschäumt, wie das Wasser im Kochtopf. Nur dass man bei Hannes nicht so einfach die Energie herunter drehen kann, er kocht und schäumt und liebt immer weiter, immer mehr. Und wird vom Versprechen zur Drohung.

Aber der Reihe nach: wir sind dabei, als in Judiths Gedanken aus der flüchtigen Bekanntschaft mit Hannes, dem Architekten, zuerst Sympathie und dann eine immer stärker werdende Zuneigung wird.  Kein Detail an ihm entspricht irgendeinem Traumbild, doch in der Summe seines Wesens trifft er bei ihr genau den richtigen Ton. Und alle lieben ihn, bald auch Judith.

Zuneigung wird zu Sehnsucht und Sehnsucht wird zu Leidenschaft. Etwas ungleich verteilt, aber immerhin.

Nun ja, während aller dieser Phasen gab es durchaus Momente, in denen Zweifel hätten aufkommen können, hätte sie nur genauer hingesehen/hingehört. Aber wenn man/frau einmal auf diesen Weg der Leidenschaft eingeschwenkt ist, dann neigt man/frau nun einmal zum Übersehen, zum Nicht-Zur-Kenntnis-Nehmen von Offensichtlichem.

Wenn es nun normalerweise zu einer gewissen Konsolidierung im weiteren Ausbau einer Beziehung kommt, so verhält es sich bei Hannes völlig anders. Der nämlich möchte jeden Tag ein neues, noch höheres  Gefühlslevel erreichen, er ist immer in der Nähe, Tag und Nacht,  und ..  jetzt sind wir beim Thema Bedrohung angelangt. Hannes ist allgegenwärtig, er macht Judith zur Gefangenen seiner überbordenden Liebe. Nicht mit körperlicher Gewalt, aber seelisch dringt er in Judiths Leben ein, die immer verzweifelter nach einem Ausweg aus dieser wie unter einem Zwang stehenden Beziehung sucht.

Diese Judith, irgendwie kenne ich sie. Oder zumindest kenne ich Menschen, die ihr sehr ähnlich sind. Das sind alles Menschen, die ich mag, und so ist es nur logisch, dass ich das ganze Buch über mit Judith mitleiden, mitverzweifeln, mitfühlen musste. Und Daniel Glattauer hat es mir mit der Art und Weise wie er dieses Buch geschrieben hat, immens leicht gemacht, die Geschichte zu erleben und zu erfühlen. Ich fühlte mich von Hannes fast  genauso bedrängt wie es Judith schon nach wenigen Beziehungswochen war, dann genauso bedroht wie sie, als sich Hannes‘ Leidenschaft als Obsession entpuppte, war gleichsam Co-Gestalkter und Co-Opfer und oft genauso gehetzt wie Judith selbst (Obwohl, nur um es zu erwähnen, Hannes und ich persönlich wohl kaum in eine solche Situation gekommen wären).

Zusammengefasst: Gut, dass Glattauer von einer Fortsetzung seiner Email-Roman-Erfolge absah und sich wieder der normalen Prosa zuwandte.

Denn nur deshalb gibt es ein enorm fesselndes Buch, bei dessen Lektüre ich öfters selbst fast atemlos war, so sehr geht die Geschichte zuerst unter die (Gänse)Haut und dann durch Mark und Bein. Und das Schlimmste/das Beste dabei ist: man kann sich vorstellen, wie so etwas tatsächlich passiert.

„Ewig Dein“ hat – das war mir schon nach den ersten 10 Seiten völlig klar – erneut das Zeug zum (verdienten) Bestseller. Und mit einem solchen literarischen Erfolgslauf kann einem dieser Glattauer schön langsam richtig unheimlich werden.

PS: zu den 5 Sternen mindestens noch 2 dazu!




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