Haruki Murakami: Die Bäckereiüberfälle
Autorin/Autor: Murakami, Haruki
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Mit Haruki Murakami erlebt man, wie weit sich Gedanken an den Hunger ausbreiten lassen. Ein Gefühl, das wahrscheinlich jeder Mensch schon einmal erlebt hat: so richtig Hunger zu haben – sei es aus Not oder sei es, weil man schlicht vergessen hatte, dieses Bedürfnis zu stillen.
Aber, und das ist für uns alle eine gute Nachricht, nur die allerwenigsten gehen dann in die nächste Bäckerei, um sie zu überfallen. Genau das geschieht zwar in diesem Buch, doch es wird kein Verbrechen, es wird ein Tausch. Die verhinderten Räuber haben Hunger, der verhinderte überfallene Bäcker hat Musik, die er mit anderen Zuhörern teilen möchte.
Ein recht eigenwilliger Handel: Musik gegen Brot. Doch solange er in dieser Weise funktioniert, solange ist es wohl ein guter Handel. Ein Handel, der weniger gut erscheint findet einige Jahre später statt. Wieder ist es dieser plötzlich auftretende Hunger. Anders als beim ersten Mal ist nun nicht sein Freund der Partner (oder Komplize, wenn man so will) sondern seine Ehefrau.
Zwei nette kleine Geschichten aus den 1980er-Jahren, die hier zusammengefasst wurden (einzeln hätte sich ein Einband nicht ausgezahlt) . Tiefgründigkeiten oder Denkanstösse sollte man nicht erwarten, dafür aber sehr fantasievolle Gedanken und einen Einblick in die fremden Welten von Haruki Murakami.
Auch wenn die Illustrationen einen wesentlichen Teil des Büchleins einnehmen, so handelt es sich hierbei aber keinesfalls um ein Kunstcomic. Vielmehr zeigen die Zeichnungen zum Teil reale Gegenstände aus der Geschichte, zum Teil Symbole, mit denen daraus eine kunstvolle Darstellung wird. Und so ähnlich verhält es sich ja auch mit Murakamis Sätzen: teils realen Inhalts, teils reine Kunstgebilde.
Ein Büchlein, das in eine Murakami-Komplettsammlung gehört, als Einzelstück (ohne andere Murakamis rundherum) allerdings etwas verloren im Regal stehen wird um dort vergessen zu werden.