Buchbesprechung/Rezension:

Jasper Fforde: Wo ist Thursday Next?

verfasst am 29.07.2012 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Fforde, Jasper
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Schon selbst gelesen? Gib hier Deine Bewertung zum Buch ab!
[Gesamt: 0 Durchschnitt: 0]

Hinweis für alle Thursday Next-Debütantinnen und Debütanten: zweifeln Sie beim Lesen des ersten Kapitels nicht an ihren Augen oder an ihrem Verstand oder am Lektorat des Verlages! Das was sie glauben zu lesen, das steht da wirklich.  Aber auch wenn man schon mehrere Bücher von Jasper Fforde gelesen hat, dann gerät man zu Beginn dieses neuen ins Grübeln, worum es denn hier handeln könne und ob man denn all seine Sinne beisammen habe.

Tatsache ist: Vier Jahre hat sich Jasper Fforde Zeit genommen um den 6. Band der Reihe zu veröffentlichen. Da hatte er natürlich jede Gelegenkeit, sich Irrwitziges, Schräges, Geniales, .. (und was weiss ich noch alles) einfallen zu lassen, womit er uns nun von Anfang an bombardiert.

Die Ausgangslage: was man hier liest ist ein Buch. Na toll, werden sie jetzt sagen, was denn sonst, das hätte ich gerade noch selbst gemerkt. Aber halt, nicht so schnell, das war ja nur der erste Teil der Erklärung. Es ist also ein Buch, in dem ein Buch die Rolle der Realität übernimmt. Genauer gesagt, die Personen im Buch übernehmen die Rollen der Personen in der Realität. Oder noch besser gesagt: sie tun so, als ob sie echt wären, sind es aber nicht.

Und das Ganze kann logischerweise nur funktionieren, weil Jasper Fforde schon 5 Thursday-Next-Romane geschrieben hat, deren Charaktere nun exakt diese Aufgabe übernehmen. Wäre dies der erste Roman der Reihe würde es ihn gar nicht erst geben können und die Reihe würde somit niemals beginnen. Alles klar?

Und worum geht es? Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen eines Buches. Dort wird gewerkt wie im richtigen Leben, man muss sich mit den fast normalen Dingen arrangieren, die auch in jeder daher gelaufenen, normalen Welt geschehen könnten: Roboter-Steinigungen, Illegale Grenzübertritte zwischen den Genres, sinkende Lesequoten, Geheimdienste, überforderten Zweitbesetzungen, etc., etc.

Aber selbst die allseits bekannten SchriftspielerInnen (SchauspielerInnen sind es ja wohl nicht) leben ein weit weniger glamouröses Leben als man so gemeinhin denkt (also nur selten einmal ein Ausflug in ein Society-Hochglanz-Magazin oder eine Stippvisite ins neueste Yacht-Journal). Viel öfter findet man sie zu Hause oder neuerdings, ganz chic,  zu Fuß unterwegs.

Einer der Stars ist die geschriebene Thursday Next. Also die, die wir eigentlich lesen, wenn die (angeblich) reale Thurdsday in einem Buch auftritt.  Aber es könnte sich nun mit einem Schlag alles ändern. Denn die reale Thursyday, so wird der geschriebenen zugetragen, ist verschwunden und damit haben wir es ein echtes Problem (Houston?)! Denn (die reale) Thursday sollte in Kürze an Friedensverhandlungen zwischen verfeindeten Genres teilnehmen.

Genau, das sollte man noch erklären: viele Leute  glauben, dass obwohl ihre Handlung zwar mitunter recht brutal ist, die Bücher ansonsten gut miteinander auskommen. Immerhin können Sie jahrelang in einem Bücherregal nebeneinander stehen, ohne dass es zu sichtbaren Gewaltausbrüchen oder Buchdeckelverletzungen kommt. Das ist aber so nicht richtig. Denn zwischen den Genres herrscht nur ein brüchiger Friede (man denke nur daran, wie sich derzeit allerorts die Vampierromane nach vorne drängen) und Thursday soll in diesem Konflikt vermitteln.

Bedenkt, dass Bücher ja auch nur ein Abbild unserer Wirklichkeit sind, dann wird das alles logisch. Unsere Konflikte und Krisen schreiben wir ja mit Begeisterung in die Bücher hinein und dürfen uns daher nicht wundern, dass es dann dort auch oftmals brutal hergeht (und vielleicht ist das auch die Erklärung dafür, dass man hin und wieder Bücher im Regal findet, die scheinbar ohne Grund umgefallen sind? – das nächste Mal schaue ich nach, welches daneben gestanden ist!).

Wenn (die reale) Thursday aber verschwunden ist, dann ist wohl die ganze Buchwelt in Gefahr und vielleicht kommt es sogar zum Krieg der Genres. Jemand muss handeln: (geschriebene) Thursday, übernehmen Sie!

Mein Resumee

Nach fünf Bänden der Reihe tut sich der 6. naturgemäß mit dem Element „Überraschung“ ein wenig schwer. Nach ein paar tausend Seiten Lektüre hat man die irreale Welt der Thursday Next bereits als vollkommen real akzeptiert und das legt natürlich die Latte für weitere Romane immer höher. Das Bemühen, diese Latte zu überspringen, merkt man den ersten Kapiteln an. Ein wenig fehlte mir dabei die Unbekümmertheit, mit der die Vorgängerromane erdacht und geschrieben sind.

Sobald aber die neue, bislange unbekannte Nische im Buchwelt-Universum ausreichend beschrieben ist, geht es los, wie man es sich als Jasper Fforde-Fan nur wünschen kann. Ein Feuerwerk an Ideen, das Tempo rasanter als in jedem Actionthriller, offensichtliche und noch mehr angedeutete Seitenhiebe und -blicke auf die Welt der Literatur und auf unsere Gegenwart, Formulierungen, die so verbogen sind, dass man sich schwindlig liest.

In Summe: einfach GEIL!!

PS: nach heutigem Stand wird es mindestens noch zwei weitere Thursday-Next-Romane geben! Freude!




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Top