Buchbesprechung/Rezension:

Dietmar Wachter: Das Mädchen mit der Puppe
Inspektor Matteo ermittelt - Sein dritter Fall

verfasst am 30.09.2012 | 5 Kommentare

Autorin/Autor: Wachter, Dietmar
Genre:
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[Gesamt: 8 Durchschnitt: 4]

Matteo Steininger, Kriminalinspektor in dem beschaulichen Dorf Landstein in Tirol, hat derzeit wenig zu tun. Doch die Ruhe ist nicht von langer Dauer. Der Baggerfahrer Luis Kerschbaumer arbeitet an der Verlegung einer Druckwasserleitung in der Schwarzen Au. Während der Grabungsarbeiten findet er mehrere menschliche Skelette. Schon befindet sich Steininger in einem Mordfall, dessen Geschichte im Jahr 1703 ihren Anfang findet.

Nach dem Knochenfund schickt Inspektionskommandant Albert Knittel seinen Ermittler  Matteo Steininger zum Fundort. Er soll sich die Gebeine mal ansehen, viele Schädel und Gebeine. Ein ORF-Kamerateam ist ebenfalls schon am Fundort. Auffallend ist, dass alle Schädel der Toten zertrümmert sind.

Dieses mysteriöse Gräberfeld beschäftigt nicht nur die Polizei. Auch die Archäologie hat Interesse an dem Knochenfund. Das riesige Grab wird vermessen, Uniformreste, Knöpfe, Waffen und die Gebeine gesammelt und analysiert. Wie sich herausstellt, stammen die Gebeine aus dem Jahr 1703. Damals hat der sogenannte „Bayrischen Rummel“ stattgefunden.

Bayrische und französische Truppen des Kurfürsten Max II. Emanuel sind während des Spanischen Erbfolgekrieges in Tirol eingefallen. Die wehrhaften Tiroler Bauern haben zurückgeschlagen und das heilige Land Tirol verteidigt.

Dem aufmerksamen Dr. Steinacker, Leiter der Ausgrabungen, entgeht allerdings nicht, dass ein Skelett einen Kindes, Knochen einer Katze und eine Puppe, alles in einem Kohlensack verschnürt, nicht in die Zeit um 1703 passen. Zudem geben die komplette Zertrümmerung des Kinderskeletts und der Knochen der Katze der Polizei ein neues Rätsel auf.

Die Zeitungen berichten über das historische Massengrab  und die Nachricht gelangt bis Russland, wo der „Pfau“, der Mörder des kleinen Mädchens, in Panik gerät. Sofort reist er nach Tirol um sich zu vergewissern, das nicht mehr zutage kommt, als nötig.

So schneiden sich die zwei Handlungsstränge.
Im Sommer 1962 hat ein junger Student der Kunstgeschichte in einer Luxusvilla am Rande von Landstein einem Bekannten ein Ölgemälde gestohlen. Es handelt sich um ein wertvolles Bild Gustav Klimts aus dem Jahr 1908.

Sigrun, aufgewachsen in einem trostlosen katholischen Kinderheim, wird 1962 von einem Mann durch Übergabe eines fetten Kuverts an die Schwester Oberin, „freigekauft“. Das 10jährige Mädchen landet auf dem Greinegger-Hof und muss dort als Magd schwer arbeiten. Sie wird mit einem Lederriemen gezüchtigt, wenn der Bauer meint, sie arbeite zu wenig.
Auf dem Dachboden findet eine Puppe, die sie an sich nimmt.

Sigrun wird Zeugin des Diebstahls. Während sie am Waldrand spielt, trifft sie auf den Dieb und fragt ihn nach dem Bild: „Wer ist der kleine Bub mit dem hübschen Zinnsoldaten“?
Für diese Aussage muss das Mädchen sterben. Der Student wartet auf eine Gelegenheit, gibt ihr Milch mit Schlafpulver und erschlägt sie dann samt ihrer Katze auf grausame Art. Er füllt die tote Sigrun – gemeinsam mit ihrer Puppe – in einen Sack und entsorgt sie in der Au, gräbt ein Loch und verscharrt sie.

Zwei junge Burschen aus der Gegend – Ignaz und Eugen – haben nur Unsinn im Kopf. Wieder mal ordentlich am Saufen werden sie Zeugen, als der Student das verschnürte Paket iin der Erde versenkt. Doch sie sind zu beduselt um klar mitzubekommen, was gerade abgeht.

Zurück in der Gegenwart sind Ignaz und Eugen mittlerweile zu waren Säufern herangereift. Im Wirtshaus belauschen sie ein Gespräch zwischen Polizei und Archäologen. Sie erinnern sich dumpf an ihr Erlebnis in der Kindheit – na da wird sich der „Pfau“ wundern. Sie hecken einen Plan aus, wie sie dem jungen Studenten noch was auswischen können. Dazu kommt es allerdings nicht. Beide sterben, werden Opfer eigenartiger Unfälle, und Matteo glaubt nicht an Zufälle. Er geht von Mord aus, und der Mörder muss die beiden gekannt haben.

Dass von Beginn an klar ist, dass Sigrun ermordet wurde und der Mörder in der Gegenwart für seine Taten büßen muss, stört nicht den Verlauf des Krimis. Wie der Pfau, mittlerweile ein in die Jahre gekommener Professor der Kunstgeschichte, überführt wird, bleibt bis zuletzt spannend.

Der Autor bringt in seinem 3. Buch einen herrlichen Humor ein. Witzig fand ich die Anekdote, als der Bürgermeister und der Obmann des Tourismusverbandes dem 5.000 Besucher des öffentlichen WCs ein Kistchen heimischer Köstlichkeiten und einen Blumenstrauß überreichen, und das nach gemachtem „Geschäft“.  Köstliche Blüten treibt so manch kleines Dorf…

Und relaxte Polizisten, die im Büro einen elektrischen Massagesessel haben und Tschaikowskys Violinenkonzerte zur Entspannung hören – sei ihnen vergönnt :o)




5 Kommentare

  • Franz Georg Haindl sagt:

    Der Tiroler Ermittler Steininger (ich habe alle drei Fälle von ihm gelesen) tritt schön langsam in die Stapfen des alten POLT, der in seiner Gendarmerieuniform durch das Weinviertel radelt. Matteo Steininger empfinde ich als sehr angenehmen Zeitgenossen, der in der Ruhe seiner Kanzlei die schwierigen Fälle löst. Weiter so. Ich hoffe auf einen 4. Fall von ihm!

  • Baldur Jessacher aus Klagenfurt sagt:

    Nach dem recht volksnahen 1. Roman „Der Holzfischer“ und dem etwas grausamen 2. Roman „Das Zingulum“ ein angenehmer, gut und leicht lesbarer Krimi aus den Tiroler Bergen. Wiederum mit einer symphatischen Truppe um Kommissar Matteo Steininger, die es recht gemütlich angeht. Sehr beschaulich zu lesen und jedermann zu empfehlen, der leicht Krimikost liebt.

  • Annemarie Wieser sagt:

    Ich hatte das Glück, für die Premiere in Landeck einen Platz zu bekommen und der Franz „Kottan“ Buchrieser las mit der Schauspielerin Sissi Wolf hervorragend. Da Buch liest sich gut, ist recht flüssig geschrieben und wie schon die beiden ersten Wachter-Krimis, in längstens zwei Tagen genossen.
    Mal sehen, ob Steininger weiter ermittelt.

  • Richard Weizer aus Niederösterreich sagt:

    Ein gelungener Krimi, fein zu lesen für Tirol-Fans aller Gattungen. Ein Hauch von gemütlicher Idylle liegt zwischen den Seiten. Und ein Inspektor, der äußerst klug zu Werke geht. Mehr als zu empfehlen.

  • Walter Kronjäger sagt:

    Habe zuvor auch „Der Holzfischer“ und „Das Zingulum“ gelesen und bin beistert von diesen Tiroler Kriminalromanen um Inspektor Matteo Steininger, die an Gemütlichkeit nicht mehr zu übertreffen sind. Grandios geschrieben.
    Hoffentlich folgen weitere!

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