Buchbesprechung/Rezension:

Eva Reichl: Kasparows Züge
Ein himmlischer Linz-Krimi

verfasst am 25.09.2012 | 2 Kommentare

Autorin/Autor: Reichl, Eva
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Was für eine himmlische Idee: während sich auf der Erde die Linzer Polizei mit ein paar Morden herumschlagen muss, beobachten die Herrschaften im Himmel das Geschehen und machen sich so ihre Gedanken darüber.

Der Reihe nach: dort, wo man in früheren Zeiten den Olymp finden konnte – und so göttliche Herrschaften wie Zeus, Hera oder Pallas Athene – gab es vor ein paar tausend Jahren einen Wechsel der Belegschaft. Jetzt sind es Gott, Petrus und der Erzengel Gabriel, die hier das Sagen haben. Und ja, die ganze Anlage wurde im Zuge der Neubesetzung auch in „Himmel“ umbenannt.

Gott und Petrus frönen gerne dem Schachspiel (aha, daher wohl der Titel „Kasparows Züge“) und sinnieren so nebenbei über die Menschen und wie es früher war und was sich jetzt so tut.  Gabriel hingegen fühlt sich in der Rolle des Revoluzzers wohl, wobei das im Himmel nicht einmal halb so schlimm ist, wie es klingt.

Ja selbst einzelne Schicksale liegen ihnen am Herzen, womit wir direkt auf die Erde zu den aktuellen Vorfällen in Linz wechseln können. Diese sonst so beschauliche Stadt wird von (vorerst) 3 Morden erschüttert. Da ist zuerst der Doppelmord an der Frau des reichen Unternehmers und ihrem Liebhaber. Naheliegendes Motiv, das man von der sichtlich mit Leidenschaft ausgeübten Tat ableiten kann: „Mich betrügt niemand!“. Naheliegender Hauptverdächtiger: der Ehemann.

Und dann gibt es noch den Mord am Chef einer großen Versicherung, den man nur noch als verkohlten Rest in seinem ausgebrannten Büro findet. Naheliegendes Motiv: „Mein Chef ist ein Schwein und er hat den Tod verdient“. Naheliegender Hauptverdächtiger: der Hausmeister.

Als dann auch noch ein Zahnarzt zum Mordopfer wird, haben Neuhorn und Kolleginnen eine handfeste Mordserie am Hals.

Für Chefinspektor Neuhorn eine ganze Menge Arbeit, die dazu noch von „oben“ sehr aufmerksam verfolgt wird – gemeint sind damit sowohl der Himmel und auch sein irdischer Chef, pikanterweise ein Freund des verdächtigen Ehemannes.  Apropos Neuhorns Chef: der hat in diesem Krimi erwartungsgemäß die Rolle des Ungustls vom Dienst übernommen; ganz so, wie man es aus Film, Funk und Krimi-Literatur kennt.

Und es gibt noch jemanden, der die Arbeit der Polizei ganz genau verfolgt: einen etwas zwielichtigen Schriftsteller namens Johann Krüger. Der ist auf der Suche nach dem zündenden und verkaufsfördernden Stoff für seinen nächsten Roman und da kommen ihm die aktuellen Verbrechen gerade recht; was ihn in den Augen der Polizei etwas zu aufdringlich werden lässt.

So, damit stehen die Figuren auf dem Spielfeld, noch ist aber nicht klar, ob Gott und Petrus eventuell nicht nur die Schach- sondern vielleicht auch die Puppenspieler sind. Schauen sie nur zu, oder ziehen Sie gar selbst an den Strippen? Oder haben die beiden das Geschehen bei uns Normalsterblichen einfach nicht mehr im Griff? Nun, warten wir es ab.

Diese doppelte Szenerie ist wirklich eine äußerst charmante Idee. Man bekommt fast Mitleid mit den Leuten im Himmel, so wie sie sich mit uns Menschen Tag für Tag herumschlagen müssen. Und überhaupt Petrus, der arme, der im Hauptberuf bekanntermaßen der Türsteher dort oben ist und stets nahe am Burn-Out herumkurvt.

Chefinspektor Neuhorn und seine Leute: eine sympatische Truppe, wobei ich es als sehr wohltuend empfand, nicht über kaputte Polizeitypen lesen zu müssen sondern ganz normale Menschen mit ganz normalen Alltagsproblemen und fallweise ganz normalen Launen die Seiten bevölkern. Selbst Neuhorns persönliches Schicksal, so schlimm es für ihn war, seine Familie vor vielen Jahren zu verlieren, machte aus ihm keinen No-Future-Cop. Höchstens ein wenig Eigenbrödlerei hat sich bei ihm eingeschlichen (aber die geht auch wieder vorbei).

Lauter ganz normale OberösterreicherInnen eben und so passt alles sehr stimmig zusammen. Diese Verbindung mit dem Himmel nimmt dem Krimi die mögliche Härte und/oder Blutrünstigkeit und macht ihn damit zur empfehlenswerten Lektüre für den entspannten Abend: Albträume sind nicht zu erwarten … was aber dann?

Zu erwarten ist eine sehr angenehm erzählte Geschichte, die man gelegentlich mit einem Schmunzeln, immer aber mit Neugierde auf das Kommende liest. Denn trotz all dieser Himmel-Erde-Verbindungen sorgt die Autorin Eva Reichl auch für die angemessene, genau richtig dosierte,  Spannung – immerhin suchen wir ja einen mehrfachen Mörder bzw. eine Mörderin. Alles zusammen ist „Kasparows Züge“ eine sehr runde Sache und ein Lesevergnügen für Alle!




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