Buchbesprechung/Rezension:

Manfred Baumann: Zauberflötenrache
Meranas dritter Fall

verfasst am 16.09.2012 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Baumann, Manfred
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[Gesamt: 3 Durchschnitt: 2]

Man stelle sich das vor: Premiere der Zauberflöte bei den Salzburger Festspielen, das übliche Premierenpublikum mit Prominenz aus Nah und Fern, unzähligen wichtigen und sich für wichtig haltenden Leuten und dann, mitten in der Auftrittsarie des Pagageno “ … der Vogelfänger bin ich ja …“ stürmen Demonstranten die Bühne. Demonstrieren lautstark gegen den Vogelfang im Salzkammergut. Unglaublich, nicht wahr? Und doch geschieht es.

Kripochef Martin Meraner sitzt mitten unter den Premierengästen, als die wohlgeplante Veranstaltung so rüde, aber letztendlich doch folgenlos, unterbrochen wird. Da denkt man sich, und hofft, dass der Rest des Abends nun ohne Zwischenfälle über die Bühne gehen wird, doch auch hier: weit gefehlt.

Gerade noch schmetterte sie als Königin der Nacht „…Tod und Verdammnis flammet um mich her …“ ins Publikum und schon wird genau das zur Realität. Das mit dem Tod wenigstens. Die russische Starsopranistin Anabella Todorova bricht mitten in der Arie zusammen und stürzt dabei so unglücklich, dass sie noch auf der Bühne ihr Leben aushaucht.

Während sich bei der Autopsie der Leiche bald eine Überdosis an Beruhigungsmitteln feststellen lässt, bekommt Merana schon den ersten Tip: es könnte Mord aus Habgier gewesen sein. Denn die Sängerin hatte um viele Millionen Geigen gekauft. Und bald darauf stand der Verdacht im Raum, es wären keine originalen Stradivaris oder Amatis, es wären Fälschungen. Ein heisser Tip? Oder spielt da doch die Fehde zwischen Tierschützern und Vogelfängern hinein?

Viel zu lesen gibt es über die Stadt Salzburg, den ganzen Betrieb rund um die Festspiele. Eine kurze, aber sehr interessante Einführung in die Zauberflöte ist inklusive. Viel erzählt wird natürlich auch über Martin Meraner, der nun, nach drei Büchern, schon so etwas wie ein guter Bekannter geworden ist.  Dem in diesem Buch, man kann es nicht anders sagen, in seinen privaten Belangen ziemlich viel um die Ohren fliegt.

Ich mag die Art, wie Meraner sich durch die Fälle arbeitet. Sympatisch und ganz so, wie man es von einem Kripochef in Salzburg erwarten würde. Nicht zu cool, nicht zu hart. Er hat nicht allzu viele Ecken und Kanten von seinem Erfinder verpasst bekommen, ein paar Eigenarten, ja die müssen sein, aber ein normaler Mensch ist er in jedem Fall. Aber immerhin einer, dem zur rechten Zeit der richtige, geniale Geistesblitz einfährt.

Falls jetzt jemand glaubt, das wäre langweilig, dann habe ich den falschen Eindruck erweckt. Es ist nicht langweilig. Es ist kurzweilig, unterhaltsam und spannend. Ein Krimi, der die Atmosphäre der Stadt verströmt, in dem man mit den Menschen mitleben kann und an deren Schicksal regen Anteil nimmt.

Punkteabzug gibt es für: den bemüht wirkenden, aber meistens unglaublich ins Peinliche abkippenden Versuch, nach jugendlichem Slang klingende Facebook-Nachrichten in die Handlung einzubauen („meeeega-geeeiiiilo!“). Das hört sich für mich an wie ein Nordeutscher, der glaubt „Österreichisch“ sprechen zu können, indem er ein paar Worte mit hoher Stimme näselnd singt – da muss ich mich auch immer fremdschämen. Das sind Abschnitte, auf die hätte ich wirklich und zu 100% verzichten können.

Aber insgesamt, sehr geehrter Herr Baumann, war es sehr wohl etwas: nämlich ein Krimi, dem man die Freude ansieht, mit der er geschrieben wurde. Ein Krimi, den man deshalb auch selbst mit Freude liest und der für mich der bislang beste der Meraner-Reihe ist.

PS nicht zu vergessen: eine sehr gute Gelegenheit, sich wieder einmal die Zauberflöte anzuhören. Oder wenigstens bei den entsprechenden Textstellen im Buch mitzusummen.

PPS: Noch ein aktueller  Salzburger-Festspiel-Krimi




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