Buchbesprechung/Rezension:

Koytek & Stein: Pagat ultimo

verfasst am 27.12.2012 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Koytek, Georg
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 4]

Ein Prequel zum ersten Roman des Autorenduos Kyotek & Stein: in „Der Posamentenhändler“ hat Conrad Orsini der Polzei schon den Rücken gekehrt und arbeitet als Privatdetektiv, jetzt – wir befinden uns im Jahr 2005 – ist er noch Inspektor und Leiter einer Mordkommission.

Zuerst einmal ein kleiner Überblick über die Handlung. Wir befinden uns in Wien, genauer gesagt vor allem im Gebiet beidseits der Ringstrasse; und alles deutet darauf hin, dass ein Serienmörder am Werk ist.

Schon einige Jahre zuvor gab es ähnliche Todesfälle, nun werden innerhalb weniger Tage zwei Frauenleichen gefunden. Auf den ersten Blick mag es dabei nach Selbstmord aussehen, doch dafür wurden die Taten zu perfekt ausgeführt, keine Spuren am Ort, an dem man die Leiche findet.

Der erste Fall wurde von einem allzu eifrigen Kollegen Orsinis vorschnell als Selbstmord eingestuft und alle Spuren wurden vernichtet. Nach dem Fund der 2. Leiche ist aber endgültig sicher, dass die schlimmsten Befürchtungen von Orsinis Vorgesetztem eingetreten sind, dass jener Täter, der bereits 10 Jahre zuvor auf die selbe Art mordete wieder aufgetaucht ist. Die Tatwaffe ist immer eine Glasscherbe, mit dem den Opfern die Pulsadern aufgeschnittzen werden. Ein einziger, fast als professionell zu bezeichnender Schnitt und keine Blutspuren am Fundort. 

Und der Täter hat anscheinend noch nicht genug. Zu den zwei toten Frauen kommt bald ein 3. Opfer hinzu. Der Brennpunkt befindet sich irgendwo zwischen Karlsplatz und Stadtpark; und wenn oben nichts zu finden ist, dann gibt es tief unten noch das weit verzweigte Kanalnetz, aus dem man, wenn man genau hinhört, immer noch die Klänge der Zither von Anton Karas hören kann.

Die Ermittlungen führen Orsini und seine Mitarbeiterinnen quer durch die Stadt, man kann genau die Wege nachvollziehen, die sie gehen, man (er)kennt die Straßen, die Denkmäler, die Gebäude – es ist wie ein Stadtbesichtigung. Die Schauplätze, wenn man denn  selbst schon dort war, bzw. in Wien lebt, kann man sich tasächlich bildlich vorstellen; das hat dieser Roman mit dem ersten gemeinsam – die sehr wirklichkeitsnahe Beschreibung der Stadt, der Orte, der Menschen darin. Man wird sich beim Lesen fühlen, als ob man dabei wäre. Und man wundert sich ein wenig darüber, wie Conrad Orsini, der passionierte Zu-Fuß-Geher, alle seine Märsche kreuz und quer durch die Stadt bewältigt.

Orsini leitet ein Team (im „Posamentenhändler“ ist er schon zum Einzelkämpfer mutiert), in dem man ein ganze Menge der unterschiedlichsten Typen kennenlernt. Allesamt aber könnte man sie treffen, wenn man in Wien durch die Straßen schlendert und hin und wieder anderen Leuten zuhört und sie beobachtet. So typisch sind sie für die Stadt, so typisch ist ihre Sprache, die Art wie sie reden und sich verhalten. Der Teamleiter Orsini, und auch das ist ein wesentlicher Unterschied zum ersten Buch, ist ein ganz anderer Mensch, als der spätere Solist: um Ausgleich bemüht, weniger direkt, rundum diplomatischer. Eigentlich sympatischer.

Zusammen ergibt das eine absolut glaubwürdige Handlung mit absolut glaubwürdigen Charakteren – auch wenn Serientäter hierzulande ja – wie erfreulich – nicht allzu oft auftreten.

Nur ein paar Sätze liest man und ist schon mitten drinnen im Buch. Da fällt es nicht auf, dass dieser Roman rund 440 Seiten umfasst; Lesen und Miterleben fließen ineinander und die Freude an der Spannung und an der Atmosphäre wächst kontinuierlich an. Und dann können 440 Seiten auch viel zu kurz werden…

Zusammengefasst eine durchgehend spannende Lektüre, deren wesentlicher Bestandteil Wien und die Menschen der Stadt sind. Alles passt perfekt zusammen, so als wäre es tatsächlich geschehen.

Ich bin begeistert, dieses Buch gehört zu meinen „Favoriten 2012“!

PS: war das wirklich erst vor so wenigen Jahren? Diese bistro-artige Einrichtung im Cafe Museum gegenüber der Secession war – auch wenn ursprünglich von Adolf Loos entworfen – wirklich grauenvoll und elendig ungemütlich. Gut, dass die bald wieder entfernt wurde und das ‚Museum‘ wieder wie ein richtiges Kaffeehaus ausschaut (so wie damals in der Schulzeit).




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