Buchbesprechung/Rezension:

Tanja Weber: Sommersaat

verfasst am 01.04.2013 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Weber, Tanja
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SommersaatErster Auftritt Postbote Johannes Stifter. In dem – in vieler Hinsicht – abseits gelegenen Ort Germerow in der Nähe von Berlin, fährt er seine Route gewissenhaft ab. Bei Annika Strelski, der Frau mit den kleinen Kindern, da liefert er noch gewissenhafter ab als anderswo, denn die jungen Frau fasziniert ihn.

Zu Gesicht bekommt er sie nur selten, denn Annika wartet zumeist hinter dem Vorhang bis er weitergefahren ist, um sich die Post zu holen. Bis zu jenem Tag, als er sie verzweifelt rufen hört, auf der Suche nach Sonny, ihrem dreijährigen Sohn. Sonny, der mit einer geistigen Behinderung zur Welt kam, der in der großen Welt ohne die Hilfe seiner Mutter verloren wäre;  Sonny ist weg. Einfach verschwunden, während seine Mutter vor Erschöpfung in der Sommerhitze eingeschlafen war.

Stifter schwingt sich aufs Fahrrad und sucht den Ort ab. Und er findet den Jungen. Findet ihn, wie er fröhlich auf dem Boden sitzt. Wie er blutverschmiert neben seinem toten Vater sitzt, dem jemand den Kopf eingeschlagen hatte. Es ist das erste Mal, dass man froh sein konnte, dass Sonny die Welt um ihn herum nicht richtig wahrnehmen und verstehen konnte, das erspart dem Kind wenigstens das Grauen zu erkennen, dass sich da vor Stifters Augen ausbreitet.

Jetzt muss man, zum völligen Verständnis der Sachlage, wissen, dass sich Stifter die Stelle in diesem Ort gewünscht hatte, weil er hier, fernab von Trubel, Aufregung, Menschenmassen seinen eigenen Gedanken nachhängen könnte;  ein ausgeglicheenes, zufriedenes Leben führen wollte. Womit es nun vorbei ist.

Erster Auftritt auch von Hauptkommissar Georg Thalmeier, einem Bayern, den es nach Norden verschlagen hat. Mit Stifter verbindet ihn schon bald eine Seelenverwandtschaft, die beide Männer gemeinsam an der Aufklärung arbeiten lässt.

Doch zuvor gilt es zu klären, was Stifter mit dem Mord zu tun haben könnte. Denn er hat ein Auge auf Annika geworfen und der Tote ist Micha, der Mann der sie betrogen und misshandelt hat, der Mann ihrer Kinder. Könnte doch sein, dass Stifter da den edlen Rächer spielte? Keine Frage, diesem Verdacht muss die Polizei natürlich nachgehen.

Von Anfang an spürt man, dass dies kein Krimi im Stil eines Krimis ist. Es ist vielmehr eine Erzählung über die Menschen im Dorf, über das Leben im Dorf. Über Schicksale, wie sie wohl häufig anzutreffen waren, sind und auch zukünftig sein werden. Der Mord, der Krimiteil dieses Buches, schmiegt sich rund um diese Erzählung und gibt ihr eine Richtung vor, mehr aber trägt er nicht dazu bei.

Das Thema dieses Buches heisst somit ATMOSPHÄRE und nicht SPANNUNG.

Das sollte man wissen, bevor man dieses Romandebüt von Tanja Weber in die Hand nimmt. Wenn man das weiß, wird man viel miterleben und, wenn man das will, viel Anteil nehmen können an den Menschen in Germerow. Man wird ein wenig von der Sommerhitze spüren, Annika ist ihrem Gefühl der Ausweglosigkeit und Stifter in seinem Bestreben für andere da zu sein verstehen. Und man wird Häuser sehen, deren vordergründige Dorfidylle sich als reine Fassade entpuppt;  hinter deren geschlossenen Fenstern, im Schutz zugezogener Vorhänge, jede Menge Abgründe verborgen liegen.




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