Buchbesprechung/Rezension:

Erich Kästner: Drei Männer im Schnee / Inferno im Hotel

verfasst am 19.05.2013 | 2 Kommentare

Autorin/Autor: Kästner, Erich
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[Gesamt: 3 Durchschnitt: 4]

Im Jahr 1927 schrieb Erich Kästner die kurze Erzählung „Inferno im Hotel“  über den Gewinner eines Preisausschreibens, dem sein Gewinn nichts als Unglück brachte. Es ist eine sehr düstere Erzählung.  Jahre später, im Jahr 1933, war die ganze Welt düster geworden und Erich Kästner machte aus seiner Erzählung einen scheinbar heiteren Roman.

„Drei Männer im Schneee“ konnte schon nicht mehr in Deutschland erscheinen, denn bei der Veröffentlichung hatten die Nazis die Bücher von Erich Kästner bereits verboten und verbrannt. (wie armselig doch diese braunen Kreaturen doch waren, wenn sie sich von Erich Kästner fürchteten).

War es in der ursprünglichen Erzählung noch ein einfacher Mann, der den Aufenthalt in einem Luxushotel gewann, so sind es nun zwei ganz unterschiedliche Männer, die es als Gewinner des Preisausschreibens der Tobler-Werke in das Hotel in den tief verschneiten Alpen verschlägt.

Da ist der Doktor Hagedorn, der zwar arm aber keineswegs verschüchtert die Reise antritt. Und der Geheimrat Tobler selbst, der inkognito im Preisausschreiben seiner eigenen Firma gewann.

Der Geheimrat, der steinreiche Herr Tobler, beschließt, diesen Glücksfall zu nützen und als einfacher, armer Herr Schulze verkleidet, seinen Gewinn in Anspruch zu nehmen. Man würde ja sehen, wie das Personal in einem Luxushotel mit so einem Aussenseiter, einem der so gar nicht nur noblen Klientel des Hauses passt, umspringen würde. Und Hagedorn? Der wird das Opfer einer Verwechslung, die ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit der gesamten Hotelbelegschaft sichert. 

Der dritte im Bunde ist Toblers Kammerdiener Johann, der quasi als Rückversicherung für seinen Chef ebenfalls ins Alpenhotel reist. Auch verkleidet, natürlich, was für ihn das Leben ganz und gar nicht einfach macht. Denn Johann gibt den reichen Reeder. Und muss daher ganz besonders darauf achten, dem „armen“ Herrn Schulze gegenüber nicht in seine gewohnte Rolle zu verfallen.

Als ob das nicht alles schon verzwickt genug wäre, wird es sogar noch komplizierter.

Manchmal .. nein: oft! meint man, man befände sich in einer Aufführung der Pension Schöller (oder heisst die nicht doch Schönner?). Und man säße in den Wiener Kammerspielen und amüsiere sich königlich (und man hat schon Bauchschmerzen vor Lachen) über die Kömodie der Irrtümer, Verwechslungen und Überraschungen, die Erich Kästner da auf die Bühne gebracht hatte. Keinen anderen Eindruck wird/kann man haben, wenn man nur den Roman liest.

Liest man die Ur-Erzählung im Anschluss an den Roman (was logisch wäre, denn sie befindet sich am Ende dieses Buches), dann wird man einige der geschilderten Begebenheiten im Nachhinein vielleicht mit anderen Augen sehen. Man wird aus dem einen oder anderen Lachen vielleicht doch höchstens ein Schmunzel, manchmal sogar ein Hochziehen der Augenbrauen machen. So wie man es eben macht, wenn man unverhofft mit einem unpassenden Wort, einer unpassenden Handlung konfronitert wird.

Liest man die Erzählung aber zuerst, vor dem Roman (so wie ich es tat), dann kann es geschehen, dass es einem bei dem einen oder anderen Scherz weniger nach Lachen als nach Weinen zumute ist.  Denn dann liest und versteht man, wie Erich Kästner mit seiner Zeit ins Gericht ging. Umrahmt von Heiterem bleibt das Ernste doch immer präsent.

Ein geniales Buch, mit dem unendlich viel gesagt wird.




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