Buchbesprechung/Rezension:

Georges Simenon: Die Verlobung des Monsieur Hire

verfasst am 21.05.2013 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Simenon, Georges
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Monsieur Hire ist einer von diesen Männern: ein Einzelgänger, kein Kontakt zu den Nachbarn, irgendwie unheimlich, undurchschaubar. Und damit ist er auch einer der ersten Verdächtigen beim Mord an einer Frau, deren verstümmelte Leiche nur wenige Meter von Hires Wohnung entfernt gefunden wurde. Wüsste die Polizei, dass Hire Freude daran hat, seine attrative, junge Nachbarin nächtens heimlich zu beobachten, dann hätte sie wohl noch mehr Grund, den Mann zu umgehend verhaften.

Doch vorerst steht Monsieur Hire nur unter Beobachtung. Verdeckt zuerst und dann ganz öffentlich, so dass er es merken muss. Auf Schritt und Tritt fühlt er sich verfolgt, kaum, dass er seine kleine Wohnung verlässt.

Hire ist aber auch einer von diesen Männern: als plötzlich seine, von ihm bislang nur durch das Fenster im Hof beobachtete, Nachbarin vor seiner Türe steht, will er alles dafür tun, sie für sich zu gewinnen; er ist alleine durch den Umstand überwältigt, dass sie ihn überhaupt zur Kenntnis nimmt. Und Hire wird in diesem Wunsch, in seiner unglaublich einfältigen Sehnsucht, zum einfachen Opfer böser Intrigen.

Tatsache ist, dass niemand mit Sicherheit weiß, was damals, als die Frau ermordet wurde, wirklich geschah. Schon gar nicht weiß es die Polizei. Doch sie hat einen schwer wiegenden Verdacht, der bald durch stichhaltige Beweise untermauert zu sein scheint.

Es ist die Geschichte eines Aussenseiters und einer Welt, in der Vorurteile jegliches (Nach)Denken ausschalten können. Wirkliche und untergeschobene Beweise führen die Polizei auf eine Spur, der sie nur allzu bereitwillig folgt. Die Öffentlichkeit giert dabei nach Sensationen und die einmal gefasste Volksmeinung lässt sich nicht mehr revidieren. So weit, so aktuell; das könnte auch heute genau so passieren/passiert heute andauernd.

Ein früher Ausflug Simenons in die Welt des Psychothrillers, abseits der Maigret-Krimiwelt. Die Wirkung, die das Buch damals, im Jahr 1933 erzielte, kann ich nicht bewerten. Eines ist jedoch sicher:  in den vergangenen 80 Jahren wurde dieses Thema in vielfältiger Form in Literatur und Film unendlich oft aufgegriffen.

Darunter oftmals in genialer, bedrückender Form. Das proviziert dann gewissermaßen den Vergleich dieses Romanes mit all den anderen, die ihm nachfolgten. Und dabei wird die „Verlobung des Monsieur Hire“ nicht im Spitzenfeld dieses Genres landen.

Ein oftmals spannender Roman, aber sicher keines von Simenons Meisterwerken. 




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