Buchbesprechung/Rezension:

Joseph Roth: Hiob
Roman eines einfachen Mannes

verfasst am 08.08.2013 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Roth, Joseph
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Zuerst liest es sich wie die Geschichte vom Leben auf einem anderen Stern. Eine Welt, die es nicht mehr gibt, eine Welt voll von Glauben und Tradition, geprägt von der Kleinheit der Dörfer, dem Misstrauen gegenüber Neuem und der Furcht vor dem Fremden. Das Leben der Ostjuden, die sich vor langer Zeit in den Weiten Osteuropas von Polen über die Ukriainer bis nach Russland angesiedelt hatten und dort noch wie in den längst vergangenen Zeiten lebten.

Der Roman „Hiob“ erschien im Jahr 1930. Wer konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass 10 Jahre später, als die Deutschen über das Land herfielen, diese Welt einfach verschwinden würde, vernichtet, verbrannt mit allen Menschen darin. Eine Welt, die bis dahin ganz für sich war, wurde ausgelöscht.

Das macht aus Joseph Roths Roman nicht nur die beispielhafte Geschichte vom armen Mann und seiner Familie, die ihre Heimat verlassen müssen um nicht zu verhungern, sondern auch ein Dokument über das Leben der Ostjuden. Nie wieder wird jemand ein solches Buch schreiben können, denn es lebt niemand mehr, der diese Welt, der dieses Leben kannte.

Mendel Singer ist Jude, Lehrer, Ehemann und Vater von 4 Kindern. Irgendwo in Russland, noch zu Zeiten des Zaren beginnt diese Erzählung. Das Leben der Ostjuden ist voll von Traditionen,  Eintänigkeit, Reglements und Beschränkungen; teils selbst gewählt, teils von der misstrauischen Umwelt bestimmt.

Wenn nun das Leben nicht in diesen seit Jahrhunderten festgelegten Bahnen ablaufen kann, dann gerät leicht das ganze Gefüge ins Wanken. Und Mendels Singers Gefüge gerät ins Wanken, als der jüngste Sohn krank, zurück geblieben, für immer dahinsiechend erscheint. Mit Deborah, seiner Ehefrau, verbinden ihn bald keine Gefühle mehr, seine Tochter lässt sich zu sehr mit Fremden ein und die beiden gesunden Söhne ereilt bald der Ruf der Armee des Zaren.

Es ist ein ewiger Kampf zwischen dem, was der jüdische Glaube gebietet, dem, was das Gesetz verlangt und dem, was das Leben an Unbill bereithält.

Der Ausweg scheint die Emigration zu sein: aus der russischen Provinz nach Amerika. Der ältere Sohn möchte diesen Weg nicht mitgegehen. Er wird lieber Soldat und wird im ersten großen Krieg sterben. Der zweitälteste Sohn hat den Weg in Amerika bereitet, hat dort Geld verdient, und holt Vater, Mutter und Schwester zu sich. Doch auch er stirbt bald

Die Tochter, die Ehefrau: auch sie werden nicht mehr lange leben.

Als Mendel sich am Ende und ganz alleine wähnt, wird ihm ein junger Mann vorgestellt, den er nicht kennt. Der, ein Künstler, einer, der die Seele der alten Heimat mit der Musik in die Welt trägt, entpuppt sich als der kranke, der missgestaltete Sohn. Den hatte die Familie nicht mitgenommen in die neue Welt, ihn zur Pflege im Dorf gelassen.

Aus ihm wurde der Schwan, auf dessen Schwingen Mendel wieder nach vorne streben kann. Am Ende eine Versöhnung und ein Anfang.




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