Edith Kneifl: Die Tote von Schönbrunn
Autorin/Autor: Kneifl, Edith
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andrea
Es gibt diese Ereignisse die scheinbar die Rotation der Erde stoppen. Ein ebensolches Ereignis muss wohl die Ermordung der Kaiserin für die Wiener im September 1898 gewesen sein. Edith Kneifl führt uns in „Die Tote von Schönbrunn“ in ein Wien abseits der Romy Schneider Filmromantik, in eine Stadt die gerade gleichzeitig von Persönlichkeiten wie Gustav Klimt und Sigmund Freud beseelt wird (die übrigens auch kurz einmal durchs Bild wandern).
Sie beschreibt den Alltag – vorrangig der gehobenen Gesellschaft – in einer Stadt die gerade im Aufbruch zu sein schein. Modernisierung, architektonische Veränderungen aber auch Festhalten an liebgewonnenen Traditionen und Altbewährtem und nicht zuletzt konfrontiert mit einem zumindest in der Öffentlichkeit neu auftretenden Phänomen: der aufkeimenden Emanzipation der Frauen die sich nicht mehr nur in ihren angestammten Rollenmustern bewegen wollen.
Die Geschichte begleitet den Privatdetektiv Gustav von Karoly in dieser spannenden Zeit. Dieser stoßt nicht nur bei seinen Ermittlungen, sondern auch im Alltag immer wieder an seine persönlichen Grenzen.
Er hadert mit seinem Rang in der Gesellschaft, ist verunsichert in der Beziehung zu seinem Vater, zeigt plumpes Verhalten im Kontakt mit der Dame für die er schwärmt und stolpert dabei über sein eigenes Ego – so gesehen sehr alltägliche Probleme – offensichtlich egal in welcher Zeit.
Als Leserin haben mich vor allem die Persönlichkeiten und die Beziehungen der handelnden Personen untereinander in ihren Bann gezogen.
Die Krimihandlung die zwar den Verlauf des Romans prägt war für mich daneben eher sekundär.