Buchbesprechung/Rezension:

Wolfgang Burger: Die dunkle Villa
Ein Fall für Alexander Gerlach (10)

verfasst am 27.02.2014 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Burger, Wolfgang
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Ein uralter Fall, der übrigens damals gar keiner war, landet auf Gerlachs Schreibtisch. Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich jemand einfach so nach 30 Jahren zu einem Mord bekennt. Genau das aber geschieht, als der hagere Mann bei Kriminalrat Gerlach im Büro auftaucht. Die Sache wäre wahrscheinlich genau das geblieben – gar kein Fall – hätten nicht unerklärliche Umstände den Kriminalrat wenig später von seinem Fahrrad geholt.

Da liegt er nun im Haus den pensionierten Arztes, benommen, mit einigen blauen Flecken und einem Brummschädel – der sich als Gehirnerschütterung heraus stellt -und wurde regelrecht versorgt. Nur daran, wie es zu seinem Unfall gekommen war, kann sich Gerlach überhaupt nicht erinnern. (Woran er sich aber sicher immer würde erinnern können, das waren ab nun nicht enden wollenden guten und gut gemeinten Ratschläge zum Thema Fahrradhelm).

Aus zwei Gründen wird dann aus der vermeintlich wirren Geschichte noch eine ausgewachsenen Ermittlung: erstens ist Gerlach in seinem unverhofften Krankenstand unglaublich langweilig und zweitens ist die Mordkommission in Heidelberg, mangels aktueller Fälle, soundso nicht ausgelastet.

Gerlach startet, zuerst einmal nur unterstützt von seiner Sekretärin, die Recherche und stößt schnell auf eine Vielzahl von Todesfällen und seltsamen Vorgängen rund um den Tod einer jungen Frau, die vor 30 Jahren gestorben war. Häuslicher Unglücksfall, so lautete damals das Ergebnis der Ermittlungen, was den Fall geradewegs in die Ablage beförderte.

Handfestes aber findet Gerlach vorläufig nicht; bis auf diese Kleinigkeit, dass ihm jemand einen Peilsender ans Auto klebt – wozu sollte das jemand tun, wenn es nichts herauszufinden gäbe?

Bis zur Hälfte des Buches leidet Alexander Gerlach augenscheinlich an den Nachwirkungen der Gehirnerschütterung als Folge des Fahrradunfalles. Der Krimi beginnt so wie Gerlachs Zustand: durchwachsen und etwas träge. Wie es eben so ist, wenn man gerade auf den Kopf gefallen ist.

Es mehren sich die Hinweise, dass damals, im Jahr 1985, der Tod der jungen Schauspielerin nur die Spitze einer ganze Reihe von obskuren Ereignissen war; zunächst ist Gerlach aber einfach noch nicht fit genug, um dahinter zu blicken.

Wolfgang Burger liefert das, was man – so man langjähriger Heidelberg-Krimi-Fan ist – erwartet: einen Krimi, der ohne blutrünstige Gemetzel (auch wenn es genug Tote gibt) auskommt, dafür mit Familienanschluss. Familiengeschichten und Polizeiarbeit teilen sich die Seiten des Buches redlich auf.

Bis zur Mitte des Buches bestreitet der Chef mehr oder weniger alleine die Ermittlungen. Im letzten Drittel ist Gerlach dann sichtlich genesen und das ist auch gut fürs Buch. Sein Ermittlerteam (von treuen Burger-LeserInnen sicher schon schmerzlich vermisst) kommt hinzu und gemeinsam beginnen sie die etwas verworrenden Fäden für uns zu entwirren. Anders als die Vorgänger-Krimis bleibt “Due dunkle Villa” aber vor allem eine One-Man-Show, in der Gerlach die dominierende Hauptrolle spielt, alle anderen nur in Statistenrollen auftreten.

Mit Gerlachs sich rasch bessernder Gesundheit gewinnt auch die Geschichte an Fahrt. Und siehe da: mit dem Schwung kommt die Spannung.

In Summe ist “Die dunkle Villa” wieder ein Gerlach-Krimi mit einen gewissen “Wohlfühlfaktor”. Man kennt die Leute, man hat wieder ein bischen mehr über sie erfahren und man hat ein paar unterhaltsame Stunden mit ihnen verbracht. Nebenbei bekommt unsere aktuelle Fernsehkultur ordentlich Watschen: Wolfgangs Burgers An- und Einsichten zu Samstagabend-, Casting- und sonstigen Shows teile ich absolut – und er lässt kein gutes Haar daran :-)

Eine schöne, runde Sache!




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