Buchbesprechung/Rezension:

Stefan Schwarz: Die Großrussin

verfasst am 10.03.2014 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Schwarz, Stefan
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Da bin ich mir sicher: Sie werden lachen! Ziemlich oft,  auf jeden Fall; und schmunzeln werden Sie noch viel öfter. Stefan Schwarz druckt ein paar köstliche Wuchteln*) , dazu braucht man keinen Lachtrainer um lauthals loszulachen.

Dass das überhaupt möglich ist, liegt natürlich am Szenario. In dem erfährt Ullrich (Dr.,  Hasselmann) im zarten Arter von 44 Jahren, dass er einen beinahe großjährigen Sohn hat. Der (Sohn) heisst Slawa, ist halb Russe, halb Deutscher, neigt aber lebensumständehalber zum Russischen. Genauer gesagt: er neigt zur Russischen Mafia.

So rächen sich jugendliche Gedankenlosigkeiten: spät, aber dann umso ungelegener. Als Ullrich (damals nur Hasselmann, noch kein Dr.) während des Studiums der Altphilologie in Finanznöten steckte, dachte er sich nichts bei der Chance auf einen schnellen Verdienst. Einfach eine Russin heiraten zwecks Einbürgerung derselben, sich bald wieder scheiden lassen und ein paar tausend Mark dafür kassieren. Die Russin hieß Jelena, war schätzungsweise doppelt so groß wie erst selbst und bald tatsächlich wieder aus seinem Leben verschwunden. Mitgenommen hatte sie allerdings ein kleines, vorwitziges Spermium, aus dem dann der schon erwähnte Jungganove wurde. Nur dass Ullrich davon rein gar nichts wusste, jahrelang, bis heute.

Und dann steht Jelena in aller ihre Größe auf einmal wieder vor ihm. Auf dem Jugendamt, wo die Entscheidung über die Vormundschaft über ihren, seinen, also den gemeinsamen Sohn fallen wird. Weil der in den Augen der Polizei etwas zu weit vom rechten Weg abgekommen ist; und weil seine Mutter es wohl nicht schaffen würde, daran etwas zu ändern. Also muß ein Vater her: Ullrich! Wenn die wüssten …

Dass ihn jetzt die Behörden dazu verdonnern wollen, sich um seinen mißratenen Abkömmling zu kümmern, will Ulrich jedoch nicht einfach so hinnehmen: Weder kennt er den jungen Mann, noch will er ihn kennen lernen, noch kann er diesen Familienzuwachs gegenüber seiner Ehefrau und seinen beiden Töchter offenbaren. 

So stellt man es sich vor: wie es eben so funktioniert in der Welt der Mafia, die der russischen Mütter und die der leicht weltfremden Welt der akademischen (altphilologischen) überraschend dazu gewordenen Väter. Ullrich jedenfalls erfährt so einiges darüber, inklusive persönlicher Erfahrung mit den traditionellen Bräuchen der Mafia – ich sage jetzt nur Zementpatschen.

Eine turbulente Nonsense-Geschichte, die sich hin und wieder ein wenig in die Länge zieht, dann aber wieder in schöner Regelmäßigkeit einige richtiggehende (Humor)Kracher hervor bringt.

„Die Großrussin“ (steht für die große Russin Jelena, was mit 1,90 Meter wohl zutreffend ist) ist eines dieser Bücher, die man in der Öffentlichkeit nur mit Vorsicht lesen sollte; weil einen die Leute immer so komisch anschauen, wenn man unvermittelt und vor allem alleine loslacht.

*) Je weiter nördlich man zu Hause ist, desto unverständlicher wird dieser Begriff wohl sein. Das ist ein Ausdruck aus der österreichischen Umgangssprache: Wuchteln drucken = einen (wirklich guten)Witzen anbringen.




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