Buchbesprechung/Rezension:

Hugo Bettauer: Der Herr auf der Galgenleiter
Ein Tag aus dem Leben eines Normalmenschen

verfasst am 19.04.2014 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Bettauer, Hugo
Genre:
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Der Roman zur Finanzkrise. Zur Finanzkrise der 1920er-Jahre zwar, aber wer mag da schon einen Unterschied zu der aus dem Jahr 2008 erkennen? Der Roman über den Weg eines jungen Mannes vom unbeschwerten Reichtum zur schier ausweglosen Mittellosigkeit in nur 24 Stunden.

Hugo Bettauer: die Romane aus seiner Feder zeichnet allesamt eine schon beinahe unheimliche Zeitlosigkeit und ein immer wieder überraschender Weitblick aus. Das sagte seinen Zeitgenossen nicht zu und machte ihn zu Lebzeiten zum Feindbild aller Dummköpfe und Fanatiker. Für uns aber wurde mit seinem Romanen so (be)greifbares Bild der Welt vor beinahe 100 Jahren bewahrt.

Der junge Mann heisst Dr. Lothar Leichtwag (seiner, wie auch alle viele andere Namen im Buch sind durchaus mit Bedacht gewählt) und lebt von Spekulationen an der Börse. Zuerst war da nur die kleine Erbschaft einer fernen Tante, dann wurde daraus – auch unter tatkräftiger Mithilfe der Geldentwertung und eines hemmungslosen Bankdirektors –  an der Börse ein Milliardenvermögen. So war die Lage, als er so gegen 11 Uhr am Vormittag das Bett verließ.

Ein darauf folgender kurzer Spaziergang durch die Stadt endete vor seiner Bank mit der völligen Umkehr seiner Situation: die Bank geschlossen, der Inhaber der Bank mit dem Rest der Barschaft verschwunden und vor dem Tor die Masse der um all ihr Vermögen betrogenen Menschen; einer von ihnen Lothar.

Dieser eine Tag bringt Lothar bis an den unter Rand der Gesellschaft, lässt ihn alle möglichen Varianten durchdenken, wie man durch ein Verbrechen zu Geld kommen kann und endet spät abends dann mit eine schon nicht mehr erwarteten Hilfe. Am Ende dann sieht man ein wenig zu deutlich den erhobenen Zeigefinger; dann nämlich, als Lothar wieder einen klaren Kopf hat und sein Blick nicht mehr durch seine Sorgen getrübt ist, besinnt er sich, dass er beinahe, nur für ein paar Geldscheine, zum Verbrecher geworden wäre.

Eine kurze Erzählung, der sich 7, jeweils nur wenige Seiten lange, Geschichten anschließen. Sie lesen sich wie Kolumnen aus dem Feuilleton; witzig, hintergründig, nachdenklich, aktuell.

In Die Lügnerin wird ein Mädchen, das zeitlebens seine eigene Welt erfunden hat zur geliebten Ehefrau.  Wie aus unerwiderter Liebe Wut und Hass werden lässt sich in Drei Freunde nachlesen. Das Adoptivkind wird wie das eigene Kind geliebt; nun hat sie geheiratet und es ist, als ob das eigene Fleich und Blut dort vor dem Altar steht.

Erinnerungen an große und kleine Schuldner und daran, wie unterschiedlich man mit ihnen – ich meine heutzutage – umgeht, kommen auf in Es hängt von der Höhe ab. In Das Loch im Strumpf ist nachzulesen, wie leicht das Glück an einem seidenen Faden hängt. Sie will Filmen! – damals wie heute wollen viele hin, aber schaffen es nur ganz wenige ins Rampenlicht.




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