Buchbesprechung/Rezension:

Romain Puértolas: Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte

verfasst am 24.04.2014 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Puértolas, Romain
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Einen Roman, der gewissermaßen auf der (historisch nicht 100%ig verbürgten) Figur des „Erindyah (*)“, oder auf einem auch nur ähnlichen Charakter basiert, habe ich zuvor noch nicht gelesen.  Aber dazu musste ja einmal kommen.

Wenn Inder eine Reise nach Europa tut, dann kann er was erzählen; wenn Inder dann auch noch ein Fakir ist, dann sind „magische“ Momente zu erwarten und komische Momente quasi vorprogrammiert.

Ich erspare mir die Nennung der Namen, weil das sowieso niemand lesen/aussprechen und ich es wahrscheinlich auch nicht tippfehlerfrei schreiben kann. Nur so viel: wie bei „Erindyah“ kommt auch hier mehr auf den akustischen Eindruck als auf die bloße Aneinanderreihung der Buchstaben an. Es ist also schlicht „Der Fakir“ der da in Paris aus dem Flugzeug klettert und ein Taxi direkt zum nächsten IKEA-Haus nimmt. So nebenbei: die Tatsache , dass der Fakir aus dem Flugzeug und nicht von einem Teppich steigt mag kritischen Geistern jetzt schon zu denken geben.

Von irgendeinem entlegenen Dorf in Indien aus führt ihn – Internet sei Dank – ein Sonderangebot über ein Nagelbett nach Paris und zu IKEA. Weil ein Nagelbett etwas ist, dass er endlich einmal neu anschaffen musste, und der Preis – unter 100 Euro!  –  wirklich sensationell ist.  Etwas später wird er erfahren, dass dieses Sonderangebot u.a. auch deshalb so günstig ist, weil man alle 5.000 (oder s0) Nägel selbst in die vorgebohrten Löcher …  nun, IKEA eben.

Des Fakirs Ausflug nach Europa ist wahrhaft ein unaufhörliches Aufeinanderprallen von Kulturen. Unverständnis und Missdeutung machen es oftmals schwer, sich dem/der anderen gegenüber eindeutig verständlich zu machen. Und das liegt nicht nur daran, dass der Fakir kein Französisch spricht und es mit Englisch schaffen muss – es sind vor allen die so ganz unterschiedlichen Vorstellungen von der Welt um vom Leben.

In Frankreich beginnt eine wilde Achterbahnfahrt: sowohl was die Ereignisse als auch was das Buch selbst betrifft. Unser Fakir – und hier die zweite gedankliche Quelle zur Geschichte – reist in 4 Tagen um Europa. Was jetzt zwar semantisch nicht ganz korrekt ist, inhaltlich aber auf den Punkt bringt.

Im Gegensatz zu Jules Vernes Klassiker ist es hier jedoch eine unfreiwillige Rundreise. Alle möglichen und vor allem unmöglichen Verkehrsmittel und Zufälle sorgen dafür, dass unser Fakir eine Rundreise quasi im Schnelldurchlauf unternimmt. Dabei wechselt auch die Geschichte zwischen hinreissend komisch und … weniger komisch.

Eine Vorlage für eine Kinokomödie ist dieses Buch allemal. Respektlos gegenüber allen und allem, was einem Fakir so über den Weg laufen kann, wenn er durch Europa gereist wird. Da geraten – u.a. – unser Faible für Exotisches ins Visier des Autors, die Überspitztheit des Kulturbetriebes, die überholten Gebräuche einzelner Bevölkerungsgruppen, das ewig währende Duell zwischen Immigranten und (Anti-)Einwanderungsbehörden, die Globalisierung, die bis in den hintersten Winkel austrahlt und noch vieles mehr.

Ein empfehlenswerter Lesespaß und amüsanter Zeitvertreib, der immer wieder mit sehr geistvollen Seitenhieben einerseits auf unser Europa und uns Europäerinnen und in andereseits auf das Bild, das man von uns in der Welt hat, glänzt. Und dabei beweist, dass alles zusammenhängt.

(*) ich kann es mir zwar gar nicht vorstellen, aber vielleicht gibt es ja doch Menschen, die „Erindyah“ nicht kennen. Diesen empfehle ich unter dem Stichwort „Asterix & Obelix“ nachzuforschen.




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